Unterm Strich – Die Kulturwoche Schweinereien – mal so, mal so

Was Wolfgang Amadeus Mozart und Kabarettist Uwe Steimle gemeinsam haben.

 Ein Porträt in Öl des Komponisten Wolfgang Amadeus Mozart (1756 - 1791).

Ein Porträt in Öl des Komponisten Wolfgang Amadeus Mozart (1756 - 1791).

Foto: picture alliance / Andy Bernhaut/Andy Bernhaut

Ein kleiner Mensch „mit lichten haaren steht gebückt da, und zeigt den blosen arsch her.“ Eine zweite Figur von mittlerer Größe in rotem Gewand „wird in der Positur vorgestellt wie er den andern just im arsch leckt“. Nein, nein, keine Angst, Sie halten tatsächlich Ihr Leib- und Magenblatt in den Händen, wenn Sie auch derartige Sätze in diesem Medium eher selten zu lesen bekommen. Allein an der ungewöhnlichen Rechtschreibung dürfte der aufmerksam geneigte Leser unschwer erkennen, dass es sich nicht um den sorgfältig recherchierten Bericht eines hauseigenen Reporters, sondern um ein Zitat handelt. Und wer ist der Urheber? Kein Geringerer, Genialerer, Versauterer als – Wolfgang Amadeus Mozart. Der wünschte sich eine solch anrüchige Illustration auf einer Schießscheibe fürs „Bölzlschießen“, das ihm, wenn er gerade mal wieder ein Stück Musik für die Ewigkeit komponiert hatte, zur Entspannung und zum Spaß dienen sollte. Stammten diese Zeilen von irgendeinem x-beliebigen Zeitgenossen, wären sie wahrscheinlich längst von irgendwelchen moralinsauren Sittenwächtern in winzige Fetzen gerissen worden. Alles vom Wolferl dagegen gehört nicht in den Reißwolf, und deshalb hat die Stiftung Mozarteum diesen Brief sowie andere Zeugnisse – etwa eine Locke sowie Briefe der Familie – erworben. Zu den Neuerwerbungen zählt auch die Abschrift eines Zeugnisses, die Mozarts Vater Leopold anfertigte. In dem Testat bescheinigte ein italienischer Musiktheoretiker dem damals 14-jährigen Mozart außerordentliche Fähigkeiten beim Komponieren, dem Spiel auf Klavier und Violine, im Gesang und in der Kunst der Improvisation. Na, so ein Begabter wird doch wohl auch mal die Sau rauslassen dürfen …

Weniger säuisch, allerdings nicht weniger unanständig hat sich der Kabarettist Uwe Steimle verhalten. Deshalb trennt sich der Mitteldeutsche Rundfunk endlich und endgültig von dem Kabarettisten, der aus seiner rechtsnationalen Gesinnung kein Hehl macht und, schlimmer noch, sie ungeschnitten in der ostdeutschen Fernsehanstalt verbreiten durfte – weshalb der DDR-Nostalgie-Kanal selbst harsche Kritik einstecken musste. „Steimles Welt“ ist damit definitiv untergegangen. Grund seien wiederholte öffentliche Vorwürfe gegen den Sender, teilte MDR-Programmdirektor Wolf-Dieter Jacobi mit (womit er recht spät den Hebel zur Schadensbegrenzung betätigte).  Steimle, der an der Seite von Peter Sodann im Dresdner „Polizeiruf 110“ eigentlich eine ganz passable und politisch unauffällige Figur abgegeben hat (vermutlich, weil er sich ans Drehbuch halten musste), habe wiederholt die Unabhängigkeit des öffentlich-rechtlichen Rundfunks infrage gestellt, so Jacobi. In einem Interview mit der „Jungen Freiheit“ habe der 56-Jährige dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk 2018 „mangelnde Staatsferne“ vorgeworfen. „Der MDR hat schon damals öffentlich klargestellt, dass diese Aussage für ihn nicht akzeptabel ist“, teilte Jacobi mit. Allerdings hat’s dann noch lange gedauert, bis „der Punkt erreicht war, der eine weitere Zusammenarbeit für uns unmöglich macht“. Merke: Nicht jede Schweinerei ist nun mal tolerabel.  No/dpa

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort