Unterm Strich - Die Kulturwoche

Die Finanz- und Vertrauenskrise am Wiener Burgtheater spitzt sich zu. Nachdem die im Haus beliebte Verwaltungsdirektorin als Verantwortliche für ein zweistelliges Millionen-Loch vor die Tür gesetzt wurde, sprach das Ensemble nun dem Intendanten Matthias Hartmann mit 83 zu 31 Stimmen das Misstrauen aus.

Trotz Unterstützung des Aufsichtsrates könnte der Skandal jetzt auch Hartmann den Kopf kosten. Den Kopf von Ludwig van Beethoven pflegt man dagegen gerne auf Denkmalsockel zu setzen, vor allem in seiner Geburtsstadt Bonn. Diese Woche begann die Installation einer neuen Bronzeskulptur des Komponisten im Bonner Stadtgarten. Das von Ferne an einen Karnevalsumzugswagen erinnernde Kunstwerk stammt vom exzessiven Genie Markus Lüpertz und wird am 30. März offiziell enthüllt. Gemessen am Lüpertz-Ludwig ist das Berliner Holocaust-Denkmal ein eher sprödes Monument. Aber offenbar hat man erkannt, dass vor allem das junge Publikum zusätzlich zu den Steinklötzen weitere emotionale Anreize braucht, um das Thema zu verstehen. Deshalb können seit Beginn der Woche Besitzer eines Smartphones über eine App das virtuelle Konzert "Vor dem Verstummen" hören, das 2008 in den Labyrinthen des Denkmals für die ermordeten Juden aufgenommen wurde. Patin des Projekts ist die Schauspielerin Iris Berben. Gilt Berben in Deutschland als Königin des Fernsehspiels, so hat sich ihre Kollegin Dagmar Manzel in den vergangenen Jahren den Ruf der führenden Revue- und Chanson-Diva erworben. Für eine CD mit Liedern von Werner Richard Heymann erntete sie allseits Lob, an der Komischen Oper Berlin führte sie mehrere Operetten zu Sensationserfolgen - gerade, weil sie jenseits aller Klischees singt und spielt. Diese Woche erschien ihre mit Spannung erwartete CD "Menschenskind" mit Chansons von Friedrich Hollaender, eine Deutschland-Tournee schließt sich an. Ach ja, und dann geht es wieder zurück ins angestammte Schauspielmetier: Ab Herbst jagt sie als neue Tatort-Kommissarin in Nürnberg Verbrecher. Ohne Gesang. Gesungen hat auch Günther Schramm gelegentlich, schließlich moderierte er immerhin die Musik-Kultsendung "Verstehen Sie die Melodie". Aber so richtig bekannt wurde der studierte Schauspieler als Assistent Grabert im Straßenfeger "Der Kommissar", der regelmäßig Einschaltquoten von 70 Prozent erreichte. Der erklärte Frauenliebling, stets elegant und mit vollendeten Umgangsformen, feierte am Dienstag in der Nähe von München seinen 85. Geburtstag. Die Droge Crystal Meth gilt als zerstörerisch und brandgefährlich. Das LeipzigerTheater der jungen Welt hat dem Mode rauschgift das Tanzstück "Crystal" gewidmet. Die Choreographin Heike Hennig will damit ohne viel Worte "gegen das Phänomen antanzen" und zielt dabei auf junges Publikum. An diesem Wochenende ist Uraufführung im Bayer-Kulturhaus in Leverkusen, ab dem 6. März kommt das Stück nach Leipzig. Dieter Lintz Weitere TV-Kolumnen auf www.volksfreund.de/kolumne

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