Unterm Strich - Die Kulturwoche

Nach einem halben Jahr Pause öffnet die Pinakothek der Moderne in München morgen wieder ihre Pforten - mit einer spektakulären Ausstellung von Zeichnungen, die Andy Warhol in den 1950er Jahren produzierte. Sie wurden erst 2011 wiederentdeckt.

Dass die Münchner zum Ausgleich für die zeitweilige Schließung in diesen Genuss kommen, ist übrigens die Folge von Pfusch am Bau. Bei der Pinakothek waren zu Jahresbeginn - ganze zehn Jahre nach der Einweihung - Risse in der Eingangshalle gefunden worden. Erschütterungen ganz anderer Art gab es zuletzt in Wuppertal. Da hatte der künftige GMD und Opernintendant Toshiyuki Kamioka, derzeit noch Chefdirigent in Saarbrücken, kurzerhand das ganze Ensemble gekündigt und durchblicken lassen, er wolle nur noch mit Gästen arbeiten. Angesichts des folgenden Proteststurms soll es nun doch weiter ein Ensemble geben, gab am Dienstag der Wuppertaler Oberbürgermeister bekannt. Wie groß das ist und wer ihm angehört: Diese Frage konnte der OB freilich nicht beantworten. Kamiokas Dessauer Intendanten-Kollege André Bücker hat ganz anderen Ärger mit der Obrigkeit. Bücker twitterte ein amtliches Wappen des Landes Sachsen-Anhalt ins Netz - mit dem Zusatz "Wir sparen uns früher dumm", eine Persiflage auf den anhaltinischen Werbeslogan "Wir stehen früher auf". Das Innenministerium verstand keinen Spaß und untersagte dem Theaterchef den Eintrag. Natürlich nicht wegen der unerwünschten Meinungsäußerung, sondern wegen missbräuchlicher Nutzung des Landeswappens. Man kann nicht nur Wappen missbräuchlich nutzen, sondern auch Literaturklassiker. So kam der Verlag Penguin Random House auf die Idee, Werke von Shakespeare durch lebende Autoren wie die Kanadierin Margaret Atwood ("Der Sturm") neu schreiben zu lassen. Man kennt das vom Film, aber die Vorstellung von Literatur-Remakes hat schon etwas Perverses. Wenn so was in Deutschland in Mode kommt, ahne ich Schreckliches: Spätestens, wenn Thea Dorn "Viel Lärm um nichts" neu schreibt, bin ich dann mal weg. Vielleicht bin ich ja in Rio de Janeiro. Da startet heute das größte Musikfestival der Welt. Zu "Rock in Rio" werden Bruce Springsteen und Justin Timberlake erwartet, Beyoncé und Alicia Keys, Iron Maiden und George Benson. Insgesamt sind 160 Bands dabei. Die ersten 80 000 Karten waren im vergangenen Herbst schon verkauft, bevor jemand wusste, wer da eigentlich spielt. Dieter Lintz Diese und weitere TV-Kolumnen finden Sie auch im Internet auf www.volksfreund.de/kolumne

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