Unterm Strich - Die Kulturwoche

Hauskrach bei den Salzburger Festspielen: Neu-Intendant Alexander Pereira, schon aus Zürich als streitbarer Theaterchef bekannt, droht fünf Wochen vor dem Start seiner ersten Saison bereits mit Rücktritt. Der Grund: Er will das Budget für 2013 auf 64 Millionen Euro ausweiten, sein Kuratorium will aber nur 60 Millionen Euro akzeptieren.

Aus der Sicht eines durchschnittlichen deutschen Stadttheaters nennt man sowas wohl: ein Luxusproblem. Bei den Festspielen Mecklenburg-Vorpommern, die vergangenen Sonntag eröffnet wurden, ist man bescheidener - allerdings nicht, was die Qualität angeht. 70 000 Besucher werden erwartet, wenn bei 125 Konzerten im Laufe des Sommers Stars wie Hélène Grimaud, Anne Sofie von Otter oder Julia Fischer auftreten. Um letztere zu sehen, braucht man freilich nicht bis zur Seenplatte zu reisen: Sie steht auch beim Mosel Musikfestival im Kloster Machern auf dem Programm. Eine Reise nach Bad Hersfeld könnte sich dagegen lohnen, schon wegen des Wiedersehens mit einem alten Bekannten. 15 Jahre nachdem er als Intendant der Festspiele in der Stiftsruine im Streit ausschied, kommt Volker Lechtenbrink als König Lear zurück. Damals attestierte ihm der Oberbürgermeister mangelndes Niveau. Inzwischen sitzt im Rathaus längst ein anderer, und Lechtenbrink dürfte heute Abend bei der Premiere kräftig gefeiert werden - zumal er die Shakespeare-Tragödie eigenhändig bearbeitet hat. Leicht umgearbeitet ist auch die Oper "Der Bajazzo" bei den Schlossfestspielen in Schwerin. Der im Gaukler-Milieu spielende Einakter wird vom Staatstheater sinnigerweise im Zelt des Zirkus\' Roncalli aufgeführt. Das spart dem ständig schließungsbedrohten Theater das Bühnenbild und die Komparserie. Heute ist Premiere, bis zum 22. Juli gibt es 28 Vorstellungen. Grenzüberschreitend ist auch ein Theaterprojekt in Konstanz, das dieser Tage uraufgeführt wurde: "Welt 3.0 - Maschinerie Hilfe" heißt das Stück, das ein Ensemble aus Deutschland und Malawi gemeinsam erarbeitet hat. Es geht um Entwicklungshilfe, um Hilflosigkeit, Korruption und Missverständnisse beim Aufeinandertreffen zweier Welten. Bis 7. Juli wird noch am Bodensee gespielt, dann geht die Produktion nach Südostafrika. Richard Wagner ist und bleibt ein reizvolles Mysterium. Der britische Schriftsteller und Schauspieler Stephen Fry rückt dem Phänomen nun mit einem Dokumentarfilm zu Leibe, der jetzt in die deutschen Kinos kommt. "Wagner and me" heißt der Film, aus dem ungewöhnlichen Blickwinkel eines glühenden Wagner-Fans, dessen Familie Opfer des Holocaust wurde. Bleibt zum Schluss noch der "kleine Nick", gezeichneter Wegbegleiter der 60er und 70er Jahre - und selbst heutigen Kids dank Neuauflagen und einer Verfilmung bekannt. Das Wilhelm-Busch-Museum Hannover zeigt seit Sonntag 150 Werke seines zeichnerischen Vaters Sempé - denn der feiert im August seinen Achtzigsten.

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