Unterm Strich - Die Kulturwoche

Erleichterung in den Reihen der Tenor-Groupies: Jonas Kaufmann singt nach mehrwöchiger Auszeit wieder. In München feierte das Publikum am Mittwoch seine "Winterreise" nach der durch Stimmbandprobleme bedingten Zwangspause frenetisch.

Es scheint am anstrengenden Metier zu liegen: Rolando Villazon, der andere große Tenorissimo, leidet seit Jahren unter wiederkehrenden stimmlichen Ausfallerscheinungen. Mit Einfällen statt mit Ausfällen will die Tate Gallery of Modern Art in London glänzen. Am Montag wurden neue Räume eröffnet, die ausschließlich für Performancekunst zur Verfügung stehen. Die Aktionisten dürfen sich in den riesigen ehemaligen Öltanks des einstigen Elektrizitätswerks an der Themse tummeln. Das ohnehin äußerst imposante Gebäude wird damit noch faszinierender. Für Faszination beim Schleswig-Holstein-Musikfestival sorgen in diesem Jahr vor allem die Gäste aus China. Am vergangenen Wochenende wurde der Länderschwerpunkt 2012 mit einem Auftritt der Shanghai Symphony eröffnet, weitere 70 Konzerte werden folgen. Die Gäste aus Fernost bieten europäische Klassiker der Moderne wie Debussy, aber auch zeitgenössische chinesische Komponisten. Einem ganz jungen Tonsetzer vertraut die Oper Köln: Der 29-jährige Michael Langemann macht aus Frank Wedekinds Drama "Musik" ein experimentelles Musiktheaterstück. Spektakulärste Personalie bei der für 2013 geplanten Produktion ist die Regisseurin: Wie am Dienstag bekannt wurde, soll die Nachwuchsautorin Helene Hegemann (die mit dem Plagiatskandalstück "Axolotl Roadkill") das Werk inszenieren. Das garantiert einen gewissen Schrill-Effekt. Auf schiere Größe setzt dagegen das Grimaldi-Forum in Monaco. Unter dem Titel "Extra Large" werden bis zum 9. September 40 Monumentalwerke prominenter Künstler wie Joan Miró, Joseph Beuys, Anish Kapoor oder Sol LeWitt gezeigt. Riesige Skulpturen, großformatige Malereien und Mammut-Installationen sind seit Donnerstag auf 4000 Quadratmetern Ausstellungsfläche zu sehen, die meisten davon aus der Sammlung des Centre Pompidou. Fürst Albert besorgte die feierliche Eröffnung. Trauriges Jubiläum: Gestern vor 75 Jahren wurde in München die Nazi-Propaganda-Schau "Entartete Kunst" eröffnet. Große Künstler wie Paul Klee, Ernst Barlach, Emil Nolde oder Otto Dix wurden im Rahmen des "gesunden Volksempfindens" vorgeführt und diffamiert, ihre Werke als "gequälte Leinwand", "seelische Verwesung" und "Produkte geisteskranker Nichtskönner" beschimpft. Die Ausstellung, die später in zwölf deutschen Städten drei Millionen Besucher anzog, war der Auftakt zu einer massiven Verfolgung unliebsamer Künstler aller Sparten. Andere Jubiläen bieten da eher Grund zum Feiern. Zum Beispiel der Geburtstag von Gitarrengott Carlos Santana am heutigen Freitag. 65 Jahre wird der Virtuose, dessen unverwechselbaren Klang man aus jedem der zahllosen Titel heraushört, die er alleine oder mit anderen produziert hat. Von Woodstock bis zur Popszene des 21. Jahrhunderts. Dieter Lintz Weitere Kolumnen im Internet unter volksfreund.de/kolumne

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