Unterm Strich - Die Kulturwoche

6,5 mal x = 5000. Was sich nach einer Rechnung anhört, die einem zu Schulzeiten die Schweißperlen auf die Stirn getrieben hätte, ist eine bittere Bilanz aus dem verheerenden Erdbeben der Stärke 6,5 in Italien am vergangenen Sonntag. 5000 Baudenkmäler wurden insgesamt durch die Naturgewalt beschädigt.

Natürlich erscheint dies zweitrangig in Anbetracht der vielen Privathäuser, die unwiderbringlich zerstört sind. Italien steht nun vor einer großen Aufgabe, den Anwohnern wieder eine Perspektive zu geben, doch gleichzeitig darf man nicht vergessen, dass dieses eigentlich kulturell reiche Land nun ein Stückchen ärmer geworden ist. Kunst ist eben doch ein Wert, auch wenn der natürlich und richtigerweise hinter akutem Leid und Bedürfnissen erst mal zurücktreten muss. 150 000 Besucher wertschätzten beispielsweise das Goldene Zeitalter der spanischen Kunst in der Berliner Gemäldegalerie. Am Sonntag endete die Schau "El Siglo de Oro. Die Ära Velázquez" nach 104 Tagen. Dafür eröffnete in Speyer die Sonderausstellung"Archäologische Schätze der Pfalz - Eine Zeitreise durch 300 Millionen Jahre", die gezeigten Schätze sind jedoch nicht, was sich Otto-Normalverbraucher unter dem Begriff vorstellt. Zu sehen sind römische Schmuckstücke, die bronzezeitlichen Armreifen und Grabbeigaben, mittelalterliche Gewandnadeln in Adlerform. Am vergangenen Freitag wurde der Grundstein für einen mehr als 22 Millionen Euro teuren Bau gelegt: Das 1919 in Weimar gegründete Staatliche Bauhaus bekommt an seinem Ursprungsort ein repräsentatives Museum aus Glas und Beton. 2019 soll er stehen. Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) sagte: "Das Bauhaus ist weltweit eine Art Synonym für die Moderne an sich geworden und zeigt, wie stark Ideen Maßstäbe setzen können." Auch die Pläne für den Museumsneubau neben dem Kölner Dom nehmen Gestalt an. Ein Berliner Architektenbüro hat den Realisierungswettbewerb gewonnen. Die Stadt Köln stellte am Montag den Siegerentwurf vor. Das Vorhaben läuft unter der Bezeichnung "Historische Mitte". Die Stadt plant einen Neubau für das Kölnische Stadtmuseum, das die Geschichte der Stadt seit dem Mittelalter zeigt. Unmittelbar daneben steht das Römisch-Germanische Museum, das die Kölner Antike behandelt. Es sind Zeugnisse aus (teils) längst vergangenen Zeiten, die mehr tun als dokumentieren: sie faszinieren und inspirieren, weil sie eine menschliche Kompetenz und Entwicklung aufzeigen. Wenn Geld in Museen und Kulturdenkmäler gesteckt wird, mag dies im ersten Moment als nicht dringlich erscheinen. Was nicht dringlich ist, ist aber noch lange nicht unwichtig. Der Erhalt von Kulturgütern sichert auch für nachkommende Generationen Inspirations- und Faszinationsquellen. sbra/dpa

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