Unterm Strich - Die Kulturwoche

Erst kippte er den Opernintendanten, dann wurde er selbst gekippt: Der Kölner Kulturdezernent Georg Quander bekommt keine zweite Amtszeit. SPD, FDP und Grüne setzten ihm Anfang der Woche den Stuhl vor die Tür, obwohl CDU und viele Protagonisten aus der Kulturszene für eine Wiederwahl des parteilosen Kulturpolitikers plädiert hatten.

Die Ratsmehrheit meint, Quander habe nicht genug nachhaltige Impulse gesetzt. Ob die erste komplette Produktion von Wagners "Ring des Nibelungen" in Rheinland-Pfalz für nachhaltige Impulse gesorgt hat, wird erst die Zukunft zeigen. Bei der "Götterdämmerung" am vergangenen Wochenende in Ludwigshafen feierte die örtliche Rheinpfalz die nicht übermäßig experimentierfreudige Inszenierung von Intendant Hansgünther Heyme als "Glücksfall für die Stadt und ihre Menschen". Die Kollegen vom Mannheimer Morgen auf der anderen Rheinseite fanden den "Ring" in der BASF-Stadt "altmodisch und gestrig" und überhaupt "keine gute Idee". Was möglicherweise damit zusammenhängt, dass die Mannheimer in ihrem fünf Kilometer Luftlinie entfernten Nationaltheater ebenfalls einen "Ring" zeigen. Die Nachbarschaftsklopperei kann nächstes Jahr weitergehen, wenn zyklische Aufführungen aller vier Ring-Abende auf dem Programm stehen. Zumindest zwei Sieger gab\'s auf jeden Fall: Die beiden Siegfriede Andreas Schager (Ludwigshafen) und Jürgen Müller (Mannheim) wurden von Kritik und Publikum mit Lorbeeren überhäuft. Er ist halt immer für einen Streit gut, der olle Richard Wagner, sogar noch am 200. Geburtstag, der 2013 ansteht. Da bietet nicht nur jedes Theater, das auf sich hält, mindestens eine Wagner-Produktion (nur von Trier hat man noch nichts gehört), da setzt auch die Berliner Akademie der Künste auf eine kontroverse Ausstellung. 50 zeitgenössische Künstler geben seit Mittwoch ihren Kommentar zum Bayreuther Genie ab - von hingebungsvoller Bewunderung bis zu messerscharfer Kritik. Zu Lebzeiten hätte man wohl auch den belgischen Jugendstilkünstler Henry van de Velde (1863 bis 1957) als kontrovers angesehen. Sein geschwungener "Sezessionsschreibtisch" aus dem Jahr 1899 revolutionierte das Möbeldesign, und weil der studierte Architekt das ganze Lebensumfeld des Menschen gestalten wollte, entwickelte er auch Vasen, Tapeten und Be stecke, gestaltete Bücher und Werbegrafiken. Das Germanische Nationalmuseum Nürnberg zeigt seit gestern 39 seiner genialsten Design-Stücke. Das Wort "genial" wurde auch häufig im Zusammenhang mit dem niederländischen Schauspieler Jeroen Willems gebraucht. Er galt als einer der spannendsten Bühnenkünstler Europas, war in seinem Heimatland ebenso erfolgreich wie an großen deutschen und österreichischen Bühnen. Auch das Grand Théâtre und die Philharmonie in Luxemburg konnten ihn schon als Gast begrüßen. Willems, erst 50 Jahre alt, brach am Montag bei Proben auf der Bühne des Amsterdamer Carrée-Theaters zusammen - plötzlicher Herztod, so die Diagnose. Dieter Lintz Weitere Kolumnen im Internet auf volksfreund.de/kolumne

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