Unterm Strich - Die Kulturwoche

Katastrophe für die deutsche Kultur: Das ZDF will seinen Spartenkanal ZDFkultur einstellen. Dagegen protestierte diese Woche der Deutsche Kulturrat.

Das ZDF, schimpfte man, wolle "das junge, kulturinteressierte Publikum offenbar aufgeben". Vielleicht hätte man besser einen Blick aufs Programm von ZDFkultur geworfen. Dort sind für heute verzeichnet: Acht Ausgaben der ZDF-Hitparade von 1991, je zwei Mal "Ein Herz für Tiere", "Tierarzt Dr. Engel" sowie "Unser Charly", dazu die wiederholte Wiederholung eines kleinen Fernsehspiels von 2006. Wer bei diesem Sender einen Zipfel Kultur erhaschen will, muss mit der Lupe suchen. Mit der zeitgeschichtlichen Lupe sucht Regisseur Michael Bogdanov am Altonaer Theater in Hamburg nach einem deutschen Kulturphänomen: Gustaf Gründgens, Schauspiellegende, Intendantengigant, Liebling der Nazi-Kulturgrößen - wider Willen? Bogdanov hat eine neue Fassung von Klaus Manns Schlüsselroman "Mephisto" für die Bühne entwickelt, kein leichter Job angesichts der unvermeidbaren Konkurrenz zu Klaus Maria Brandauers großem Film-"Mephisto". Dennoch: Das Publikum war begeistert. Reichlich Applaus heimste am Wochenende auch Michael Haneke ein. Nein, nicht nur bei der Oscar-Verleihung. Fast zeitgleich hatte im Madrider Opernhaus Teatro Real Mozarts "Così fan tutte" Premiere, die neueste Theater-Regiearbeit des Österreichers. Mozarts Komödie geriet, wie könnte es bei Haneke anders sein, eher zu einem düsteren Beziehungsdrama. Im Juni kommt die Produktion in die Nähe: ins Opernhaus Brüssel. Während Hanekes Schaffensdrang auch mit 70 gänzlich ungebändigt erscheint, widmet sich die Frankfurter Schirn-Kunsthalle den finalen Werken großer Meister. Unter dem Titel "Letzte Bilder" sind 100 Arbeiten von 14 Künstlern ausgestellt, denen nach der Fertigstellung nicht mehr viel Lebenszeit verblieb. Bis zum 2. Juni werden unter anderem Werke von Claude Monet, Henri Matisse und Andy Warhol gezeigt. Bei manchen Kunstwerken fragt man sich aber auch, ob ihre Realisierung wirklich notwendig war. So kam in St. Gallen am Wochenende ein Musical unter dem Titel "Moses - die zehn Gebote" heraus, verfasst vom Schlagertexter Michael Kunze ("Ohne dich schlaf ich heut nacht nicht ein"). Entsprechend klingt das Libretto, etwa nach dem Motto "Gott hat mich gesandt, ist das nicht allerhand". Ähnliches hatten wir in Trier auch mal, im Amphitheater. Hieß "Quo vadis". Aber darüber breitet man besser den barmherzigen Mantel des Vergessens. Mitten im Scheinwerfer der Aufmerksamkeit steht dagegen zu Recht eine junge Sängerin aus Koblenz. Kurz und bündig "Schmidt" nennt sich die 23-Jährige, bei deren aktueller "Pop noir"-Tour allabendlich das Schild "ausverkauft" an der Kasse hängt. Am 13. März schaut sie in Ludwigshafen vorbei. Dieter Lintz TV-Kolumnen im Internet auf www.volksfreund.de/kolumne

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