Unterm Strich - Die Kulturwoche

Trier · Die Jury für den Friedenspreis des deutschen Buchhandels bleibt unbeirrt bei ihrem Kurs, die renommierte Auszeichnung an kritische Autoren zu vergeben. Den Preis 2012 erhält, wie gestern bekanntgegeben wurde, der Chinese Liao Yiwu, der im letzten Jahr vor den Pressionen der Diktatur nach Deutschland flüchten musste.

Liao begehre "sprachmächtig und unerschrocken gegen Unterdrückung auf", heißt es in der Begründung. Er wurde mehrfach verhaftet, seine Bücher verboten. Großer Publikumserfolg trotz schwerer Kost: Die Ruhrfestspiele, die in diesem Jahr einen Schwerpunkt bei Stücken russischer Autoren setzten, lockten 80 000 Besucher nach Recklinghausen. Intendant Frank Hoffmann, im Hauptberuf Chef des Luxemburger Théâtre national, konnte zum Abschluss am Wochenende vermelden, dass vor allem das "off-Festival" der freien Gruppen stark gefragt war. Über mangelnde Nachfrage kann auch die Anselm-Kiefer-Werkschau nicht klagen, die am Mittwoch in der Bonner Bundeskunsthalle eröffnet wurde. 24 Mammut-Werke des deutschen Star-Skulpturisten aus einer Privatsammlung füllen die 2000 Quadratmeter Ausstellungsfläche, darunter ein 22 Meter großes Bergpanorama aus Stahl. Die riesigen Bildräume Kiefers, die in dieser Form öffentlich teilweise noch nie zu sehen waren, sind bis zum 16. September zu besichtigen. Was in der Kölner Oper in absehbarer Zeit zu besichtigen ist, kann derzeit niemand sagen. Denn die Stadt hat ihrem Opernintendanten Uwe Eric Laufenberg fristlos gekündigt, nachdem er gegenüber der Presse von "schmutzigen Intrigen" und "Maulheldentum" gesprochen hatte. Im Gegenzug hielten ihm Kölner Politiker "Wahnvorstellungen" vor. Dagegen konterte die Publizistin Elke Heidenreich: "Entlasst den Kulturdezernenten, nicht den Intendanten". Damit wäre das beim Deutschen Bühnenverein eingeleitete Schlichtungsverfahren ziemlich rasch beendet. Vor 24 Jahren hätte wohl so mancher bezweifelt, dass der britisch-indische Schriftsteller Salman Rushdie jemals seinen 65. Geburtstag würde feiern können. 1988 hatte er seinen Roman "Die satanischen Verse" veröffentlicht, woraufhin der iranische Revolutionsführer Ajatollah Khomeini, der personifizierte religiöse Wahn, ihn zum Tod verurteilte und ein weltweites Kopfgeld auf den Schriftsteller aussetzte. Khomeini starb 1989, Rushdie wurde am Dienstag 65 Jahre alt - nach langem Leben im Untergrund inzwischen frei und unbehindert. Herzlichen Glückwunsch. Ob man den Jacksons gratulieren kann, ist noch nicht ausgemacht. Am Mittwoch starteten die vier Brüder von Michael Jackson nach drei Jahrzehnten wieder eine Tour - in Kanada. Zufällig passend zum dritten Todestag ihres Jüngsten, flankiert von Marketing-Aktionen aller Art. Money makes the world go around. Dieter Lintz

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