Unterm Strich - die Kulturwoche

"Neger " darf man ja nicht sagen. Seit Forscher die rassistischen Konnotationen aufgedeckt haben, die die Sprache bisweilen trasportiert, gilt es als politisch inkorrekt, die Begriffe noch zu verwenden.

Aus "Negerkuss" wurde "Schokokuss". Und die Eissorte "Negerlein" (Vanille mit Schokoüberzug), die die Dr. Oetker GmbH noch bis Anfang der 1990er Jahre vermarktete, wurde abgeschafft. Das Staatliche Museum für Kunst (SMK) in Kopenhagen geht nun einen Schritt weiter. Es hat das Wort "Neger" aus den Titeln und Beschreibungen seiner Kunstwerke entfernt . Der Chef der Museumssammlung, Peter Nørgaard Larsen, hatte bei einer Stichprobe unter den 200 000 Werken 13 Mal das Wort "Neger" und einmal "Hottentotten" gefunden. In den Beschreibungen der Kunstwerke seien diese Begriffe durch "Afrikaner" ersetzt worden, sagte eine Sprecherin. Auch bei Titeln setzte das Museum den Rotstift an. So wurde etwa aus dem Gemälde "Negerkopf" des niederländischen Hofmalers Karel van Mander III von Dänemarks König Christian IV. der "Kopf eines Afrikaners". Dabei habe es sich aber nicht um Originaltitel gehandelt, die die Künstler selbst den Gemälden gegeben hätten, sagte die Sprecherin. Vielmehr drehe es sich um namenlose Werke, die Kunsthistoriker vor langer Zeit unter diesen Titeln registriert hätten. Damals sei die Bezeichnung "Neger" noch geläufig gewesen. Der dänische Kulturminister Bertel Haarder befand in einem Kommentar an die Nachrichtenagentur Ritzau, "dass Dänemark ärmer wird, wenn wir unsere Vergangenheit als Kolonialmacht vergessen". Und der Direktor des Kunstmuseums Aros in Aarhus, Erlend Høyersten, sagte: "Wenn wir die Geschichte entfernen, können wir nicht aus der Geschichte lernen", sagte . Geschichtsbewusst gibt sich hingegen das Stadtmuseum Jena. Die "Do it yourself-Kultur" im Alltag der DDR steht dort im Mittelpunkt einer neuen Ausstellung "Man muss sich nur zu helfen wissen. Selbstgemacht in der DDR". Der Rasenmäher Marke Eigenbau, das selbst gefertigte Kameragehäuse für Unterwasserfotografien, Genähtes, Gestricktes, Gehäkeltes - im Kampf gegen die allgegenwärtigen Auswirkungen sozialistischer Mangelwirtschaft waren DDR-Bürger erfinderisch. Kaum ein Alltagsgegenstand, an dessen Bau, Nachbau oder Reparatur sie sich nicht heranwagten. "Der Antrieb, das herzustellen, was es eigentlich nicht gibt, hat bei vielen DDR-Bürgern ein besonderes Improvisationstalent gefördert", sagt Teresa Thieme vom Stadtmuseum Jena. Erfinderisch geht man auch in Freiburg im Breisgau mit alten Brocken des altehrwürdigen Münsters um. Jetzt inspiriert die gotische Kathedrale auch neue Formen der Grabgestaltung. Ein Bildhauer entwickelt und gestaltet dank einer Initiative des Münsterbauvereins individuelle Grabmale, in die Originalsandsteine des Münsters eingearbeitet werden. Die Stücke waren im Zuge der Restaurierung ersetzt worden. dpa/aheu

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