unterm strich - die kulturwoche

Es geht doch nichts über die richtige Studie zur richtigen Jahreszeit. Im Urlaub, das hat die Universität Hildesheim nun herausgefunden, sind Menschen besonders leicht für Kultur zu begeistern.

Vor allem solche, die sonst weniger mit Theater, Konzert oder Ausstellungen am Hut haben. Leider, so besagt die Studie, verpassen die Touristiker aber oft die Chance, die sich dadurch bietet. Sie bedienen zwar die Hardcore-Kulturtouristen mit speziellen Programmen, bieten aber an der Theke der Tourist-Information oder des Hotels zu wenig für den kleinen Kulturhunger zwischendurch. Ein bisschen mehr Durchhaltevermögen braucht man schon, wenn man mit westlich erzogenen Augen und Ohren einer Peking-Oper lauscht. "Im Wald der wilden Schweine", so lautet das Werk, mit dem die chinesische Nationaloper dieser Tage beim Schleswig-Holstein-Musikfestival gastierte. Mit guten Menschen und Bösewichten, Masken und Tänzern, Kampfszenen und jenem hohen Singsang, der auf Mitteleuropäer etwas skurril wirkt. Das Publikum in Hamburg spendete reichlich Applaus. In Buenos Aires klopft man dagegen seit Dienstag Beifall nur noch im Tango-Takt. 2000 Musiker und Tänzer feiern dort zwei Wochen lang das Tango-Festival - gemeinsam mit bis zu einer halben Million Zuschauer. "Nebenbei" wird auch der Tango-Weltmeister gekrönt. Da geht es beim Bochumer "Zeltfestival Ruhr" etwas rustikaler zu. Von heute an dominieren 17 Tage lang Konzerte, Märkte und Humor. 100 000 Besucher werden erwartet, Headliner sind Bands wie Sunrise Avenue und Katzenjammer. Die Zeiten, da Heiner Goebbels als Experimental-Rocker auf Festivals auftrat, liegen ein Dritteljahrhundert zurück. Heute gilt der Musiker, Komponist und Theatermacher als einer der wichtigsten Künstler Deutschlands. Am heutigen Freitag hat er doppelt Grund zum Feiern: Er wird 60, und parallel startet die Ruhr-Triennale, deren Intendant er ist. Wer ihn live erleben will: Im Mai 2013 zeigt er eine neue Produktion im Grand Théâtre Luxemburg. Dieter Lintz

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