Unterm Strich - die Kulturwoche

Trier · Das Wiener Burgtheater hat seine Saison im Kleist-Jahr mit dem "Zerbrochenen Krug" eröffnet. Intendant Matthias Hartmann inszenierte die Komödie als Stück über Totalitarismus und Korruption, das buchstäblich im Morast (Bühnenbild: Stephane Laimé) untergeht.

Das Publikum feierte besonders Michael Martens als vergleichsweise jungen Dorfrichter Adam. Für ungewöhnliches Ambiente ist auch Regisseurin Doris Dörrie bekannt, spätestens, seit sie Verdis "Rigoletto" auf dem Planet der Affen spielen ließ. Nun widmet sie sich in Hamburg Mozarts "Don Giovanni", im Damen-Doppel mit Dirigentin Simone Young. Durch welchen Sumpf der Frauenheld watet, wird sich bei der Premiere am Wochenende herausstellen. Über die Proben berichteten die Protagonistinnen nur Gutes: "Unsere Verständigung ging sehr schnell, weil wir Frauen sind", betonte Young. Da hat es Lübeck schwerer, inszeniert doch in der Hansestadt lediglich ein Mann einen Mann. Geboten wird dort morgen die Weltpremiere einer Theater-Bearbeitung von Thomas Manns"Joseph und seine Brüder". Autor John von Düffel hat den 2000-Seiten-Wälzer auf die Länge eines ausgedehnten Theaterabends gebracht, Andreas Nathusius setzt das Werk in Szene. Damit zeigt Lübeck schon die fünfte Bearbeitung eines Romans seines berühmtesten Sohns. Die Produktion gehört zu einem groß angelegten "Wagner trifft Mann"-Projekt, zu dem auch der "Ring des Nibelungen" gehört. Was wieder mal beweist: Auch kleine Theater können großes Theater machen. Bariton Thomas Quasthoff hat wenig Theater gemacht um die hartnäckige Kehlkopfentzündung, die ihm schon länger zu schaffen macht. Doch nun musste er auf Anraten der Ärzte bis zum Jahresende alle Termine absagen, um seine Stimme nicht zu gefährden. Eine komplett neue Stimme hat ab Sonntag der Speyerer Dom. Diese Woche legte ein halbes Dutzend Spezialisten Hand an die 5496 Orgelpfeifen, um der neuen Orgel nach zehn Jahren Planungs- und Bauzeit den letzten Schliff zu verleihen. Zwölf Meter hoch, zehn Meter breit, sechs Meter tief - so lauten die Maße. Knapp zwei Millionen Euro hat das Instrument gekostet, weitgehend finanziert von einer Spende der Unternehmerfamilie Quandt. Das verschafft immerhin jedem BMW-Fahrer das gute Gefühl, mit dem Fahrzeugkauf das Glockengeläut im Speyerer Weltkulturerbe subventioniert zu haben. Der Pfälzer Maler Max Slevogt konnte zu Lebzeiten auch auf manchen Gönner zurückgreifen. Nach seinem Tod im Jahr 1932 fand sich aber niemand, der seinen schriftlichen Nachlass angemessen präsentieren mochte. Das will das Land Rheinland-Pfalz nun ändern: Die Landes-Kulturstiftung hat 3700 Schriftstücke mit den unbekannten Seiten des Impressionisten gekauft und will sie in der Pfälzischen Landesbibliothek zu Speyer ausstellen. Unbekannte Seiten offenbart auch Schauspielerin Jasmin Tabatabai: Nach einigen Ausflügen in die Rockmusik präsentiert sie mit "Eine Frau" ihr erstes Album als Jazz-Chansonette. Das vielgelobte Debütwerk erscheint heute. Dieter Lintz

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