Unterm Strich - Die Kulturwoche

Er ist nicht totzukriegen, der Horst Schimanski, besser bekannt als Götz George - oder ist es doch eher umgekehrt? Vom Duisburger Baller-Bullen hat er sich nicht wirklich jemals verabschiedet, aber dass er auch jenseits dieses Lederjacken-Ermittlers ein großartiger Schauspieler war, hat er in zahllosen anderen Rollen bewiesen. Am Montag gibt es ein Wiedersehen mit dem am 19. Juni gestorbenen Mimen.

In "Böse Wetter" ist er in seiner letzten Rolle zu sehen. Passend zum (Sende-)Tag der Deutschen Einheit spielt der Psychokrimi an der früheren deutsch-deutschen Grenze im Harz und George einen mürrischen Patriarchen namens Friedrich Türnitz, Besitzer eines Stollens, in dessen stillgelegten Schächten nach Silber gesucht werden soll. In einem dieser Schächte ist Türnitz' Vater 1978 ums Leben gekommen. Das zumindest behauptet der Sohn, der sich vehement dagegen sträubt, dass die Totenruhe gestört werden soll. Aber liegt dort überhaupt eine Leiche? Über die Toten nichts Böses - das gilt vor allem beim Film, bei dem die Kollegen nur Gutes übereinander zu sagen wissen. Matthias Koeberlin, der einen Geophysiker spielt: "Götz George war ein warmherziger, sehr humorvoller und extrem professioneller Kollege. Die Lücke, die er hinterlässt, ist nicht zu füllen." Gudrun Landgrebe, im Film die verlassene Geliebte: "Es ist für mich noch immer nicht vorstellbar, dass unser damaliger Abschied endgültig ist." Sie bekommt immer prominentere Fürsprecher, die Villa von Thomas Mann im kalifornischen Pacific Palisades. Dort hatte der Schriftsteller von 1942 bis 1952 gelebt und eine deutschsprachige Insel für zahlreiche von den Nazis vertriebene Künstler und Intellektuelle geschaffen. Für das Gebäude gibt es keinen Denkmalschutz; und sollte sich ein Käufer finden, der die knapp 18 Millionen Dollar (rund 16 Millionen Euro) zu berappen bereit ist, kann er mit dem Haus machen, was er will - es zum Beispiel abreißen. Nachdem sich bereits prominente Autoren für den Erhalt ausgesprochen haben, kommt jetzt ein Hoffnungsstrahl, angeknipst in höchsten politischen Kreisen: Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) hat eine Rettung der Mann-Villa in Aussicht gestellt. Mögen seinen Worten handfeste Taten folgen. 60,70,75 - nein, hier wird kein Boxer übermäßig lange ausgezählt; hier wird gefeiert, und zwar drei Mal am selben Tag, 4. Oktober. 60 wird der österreichische Shooting-Star Christoph Waltz, der seit seiner Begegnung mit Regisseur Quentin Tarantino ("Inglorious Basterds") deutschsprachigen Film- und Fernsehproduktionen leider weitgehend verlorengegangen ist. Zum letzten Mal hat er 2008 in deutschen Studios gestanden, unter anderem in einem "Tatort". Am selben Tag feiert US-Schauspielerin Susan Sarandon ("Thelma und Louise") ihren 70. Für sie steht die Schauspielerei allerdings nicht mehr an erster Stelle. Die Oscar-Preisträgerin ("Dead Man Walking") beschreibt sich selbst als "Mutter, Aktivistin und Ping-Pong-Propagandistin". Tatsächlich betreibt sie mehrere Ping-Pong-Clubs. Und für Robert Wilson ist der 75. kein Anlass, der Arbeit fernzubleiben. Er probt am Berliner Ensemble Beckets "Endspiel", was mitnichten als Hinweis auf sein Alter verstanden werden soll. Der Regisseur, der auch schon in Luxemburg gearbeitet hat ("La Traviata", das Ballett "2Lips and Dancers and Space"), kann sich über Vollbeschäftigung - mindestens bis Oktober 2017 - freuen. Am liebsten übrigens in Europa, denn dort verstehe man seine Kunst einfach besser als in seiner US-amerikanischen Heimat, sagt er. no/dpa

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