Unterm Strich - Die Kulturwoche

Rund um die Jahreswende sorgt eine Affäre am Staatstheater Darmstadt für Wallung. Dort haben sich Intendant John Dew und Generalmusikdirektor Constantin Trinks dermaßen verkracht, dass nichts mehr geht.

Trinks soll den Ehemann von Dew aus Qualitätsgründen als Sänger in "Rheingold" abgelehnt haben, woraufhin Dew die Ehefrau von Trinks, ebenfalls eine Sängerin, gemobbt haben soll. Ende Dezember schmiss der Saarbrücker Ex-GMD Trinks, ebenso begabt wie streitbar, den Bettel hin. Die zuständige Ministerin lehnte erst ab, stellte Trinks aber dann bei vollen Bezügen frei. Im Moment wartet man auf den Bericht eines ministerialen "Sonderaufklärers". Aufklärung von der politischen Sorte war immer Basis des Theaters von Regisseur Claus Peymann. Mit 74 geht die Regie-Legende wieder unter die Revolutionäre, mit seiner Version von Büchners Drama "Dantons Tod", die am Dienstag im "Berliner Ensemble" Premiere feierte. Die Kritik war eher skeptisch: zu viel hohle Deklamation, zu lautes Getöse, zu viel Schwarz-Weiß-Malerei. Wie Revolutionen halt so sind. Barock-Opern sind, so gesehen, das Gegenteil von Revolutionsdramen: Verspielt, prunkvoll, bunt. Und derzeit schwer im Kommen. In der Silvesternacht brachte Star-Dirigent William Christie - noch vor wenigen Wochen in Luxemburg zu sehen - an der New Yorker Met einen in höchsten Tönen gelobten Barockopern-Verschnitt mit Musik von Händel, Vivaldi und Rameau zu Elementen aus Shakespeare-Dramen heraus. Das Edel-Produkt mit Placido Domingo wird am 21. Januar um 19 Uhr weltweit live in Kinos übertragen - auch ins Cinemaxx Trier. Der deutsche Wald gilt als nationaler Mythos, märchenhafter Hort der Romantik, Angstraum und natürlicher Ort der Erholung - je nach Blickwinkel. Die Ausstellung "Unter Bäumen" im Deutschen Historischen Museum Berlin versucht bis zum 4. März mit 550 Exponaten vom Caspar-David-Friedrich-Gemälde bis zum Heimatfilm viele Facetten des Waldes einzufangen. Eine neue Perspektive auf die Geschichte des jüdischen Mädchens Anne Frank liefert der Roman "Prinsengracht 263" der britischen Autorin Sharon Dogar. Was im Tagebuch der Anne Frank ein Tatsachenbericht ist, wird bei Dogan zu einer fiktiven Erzählung aus der Sicht von Annes Freund Peter. Eine bewegende Geschichte, erschienen im Thienemann Verlag. Mr. Kultur wird 70: Bernd Neumann, Kulturstaatsminister, rundet am heutigen Dreikönigstag. Als er 2005 anfing, war die Kulturszene skeptisch. Politiker, CDU\'ler, kein großer Redner: Man traute ihm wenig zu. Inzwischen gilt er allseits als Hoffnungsträger der Kultur in Zeiten knapper Kassen. Dieter Lintz

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