Unterm Strich - Die Kulturwoche

Das gibt Krieg - zumindest in den Wohnungen und Häusern, in denen nur ein Fernsehgerät steht. Die ProSiebenSat.

1-Musikshow "The Voice of Germany" will künftig gegen den ARD-"Tatort" bestehen. Ab dem 23. Oktober wird Sat.1 seine Ausgaben der Castingsendung immer sonntags anstatt wie bisher freitags ausstrahlen. Gesang oder Gemetzel - das ist dann die Frage. Ob's edler im Gemüt, der blut'gen Spur des Kommissars zu folgen auf seinem Weg ins düstre Leichenhaus, oder den Knopf zu drücken zu Sat.1, wo lieblicher Gesang aus tausend Kehlen gurrt …? Vor dieser existenziellen Frage stehen dann wohl auch Millionen von Familien. Doch eh die angeborne Farbe der Entschlusskraft siech überkränkelt von Gedankens Blässe, empfiehlt sich dann doch eher der Erwerb eines Zweitgeräts. Bei den Preisen … Freudige Nachrichten gibt's aus Washington. Nein, natürlich keine politischen Inhalts, was wäre daran derzeit auch schon freudig? Am 24. September wird in der Hauptstadt der USA das National Museum of African American History and Cultur eröffnet. Hier wird die Geschichte der Sklaverei und ihrer Überwindung im Bürgerkrieg und der sozialen Bewegungen bis zu Martin Luther King nacherzählt. "Dieser Bau ermöglicht uns als Land, ein tieferes Verständnis dafür zu entwickeln, was es heißt, Amerikaner zu sein", sagte Direktor Lonnie G. Bunch (63). "Rassismus ist keine Frage der Vergangenheit. Offenheit, Stärke, Hoffnung: Dies ist ein Ort des Zusammenkommens." Rund 350 Kilometer nordöstlich gibt es einen weiteren Kulturtempel, den man mit Fug und Recht den bekanntesten in Amerika überhaupt bezeichnen kann: Das Metropolitan Opera House in New York, kurz Met genannt, wird 50 Jahre alt. Allerdings gilt das nur für den Platz, an den es 1966 gezogen ist, nämlich ins Lincoln Center. Denn die Oper gibt es bereits seit 1880. Gegründet wurde sie unter anderem von William Henry Vanderbilt und Jason Gould, beide millionenschwer durch Eisenbahnbesitz, sowie dem Banker John Pierpont Morgan. Es war eine Trotz(re)aktion, denn ihnen war der Zugang zur "Academy of Music", dem Treffpunkt der kultur- und opernbeflissenen New Yorker Schickeria, schlichtweg verwehrt worden. Vertreter des alten Geldadels wie die Stuyvesants, Beekmans oder Schuylers - Familien niederländischer Abstammung, die bereits seit "Mayflower"-Zeiten in Amerika ansässig waren - wollten mit den "nouveaux riches" nichts zu tun haben. Also kauften die Düpierten ein Grundstück am Broadway und bauten sich ihr eigenes Haus. Das war im Laufe der Jahre zu klein, zu baufällig und zu unbespielbar geworden. Und so wurde die Met 1966 auf Vorschlag des New Yorker Stadtplaners Robert Moses (1888-1981) auf die Upper West Side verpflanzt, um das damals ziemlich heruntergekommene Slum-Viertel kulturell aufzuwerten. Nichts im Lincoln Center, dessen Herz die Met geworden ist, erinnert mehr an Ghettos, Slums und sozialen Wohnungsbau. Dafür erinnern unter anderem Stars wie Plácido Domingo, Reneé Fleming und Anna Netrebko, die alle regelmäßig hier auf der Bühne stehen, mit großen Momenten an große Momente der Vergangenheit. Das günstigste Ticket für die Gala im Mai 2017 kostet übrigens knapp 2000 Dollar (etwa 1770 Euro), ohne Cocktail-Empfang und Abendessen. Ein Tisch mit allem Drum und Dran ist für 150 000 Dollar zu haben. Wer Interesse hat: Tickets gibt es im TV-Service-Center … no/dpa

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