Unterm Strich - Die Kulturwoche

Kultur und Pleite, die erste: In Wuppertal sollen Orchester, Oper und Schauspiel aus Kostengründen zusammengelegt werden. Keine drei Intendanten mehr, das sanierungsbedürftige Schaupielhaus bleibt zu, die Ensembles schrumpfen.

Vor zwei Jahren sorgten entsprechende Vorhaben noch für Riesenproteste, diesmal scheint die Stadt ihre gestern veröffentlichten Pläne lautlos realisieren zu können. Kultur und Pleite, die zweite: Bislang galt Frankreich mit seinen zentralisierten Renommier-Einrichtungen als sparresistent in Sachen Kultur. Ex-Präsident Sarkozy wollte sich gar für 100 Millionen Euro mit dem "Haus der französischen Geschichte" ein Denkmal setzen. Die neue Kulturministerin Aurélie Filipetti hat nun das Ende des Glamours verkündet: Die Subventionen werden selbst bei heiligen Kühen wie dem Centre Pompidou, dem Louvre und der Bastille-Oper gekürzt. Paris muss auf das geplante Fotografie-Museum und das Haus der Geschichte sogar ganz verzichten. Ein Glück, dass die Edward-Hopper-Retrospektive im Grand Palais schon unter Dach und Fach war. Seit Mittwoch sind dort 128 Werke zu sehen, die größte Schau, die dem US-Maler in Europa je gewidmet wurde. Ein Grund mehr, die drei TGV-Stunden nach Paris bis Ende Januar wieder mal anzugehen. Man kann mit der Bahn auch nach Mainz fahren, das ist zwar weniger als die Hälfte der Strecke, dauert aber genauso lang. Die Mühe könnte sich trotzdem lohnen, denn das dortige Staatstheater - es ist ja immerhin "unser" Rheinland-Pfälzisches - bietet (wie Trier vor zwei Jahren) eine zeitgemäße Version des Ballettklassikers "Schwanensee". Videoprojektionen, Designerkleider, ein Mix aus traditionellem Tanz und Rap-Bewegungen: Choreograph Pascal Touzeau erntete bei der Premiere vergangenen Samstag laut Kritik "kräftigen Applaus für einen Abend voller Überraschungen". Eine Überraschung der schrecklichen Sorte musste das Berliner Schlosspark-Theater letzte Woche erleben, als Hauptdarsteller Dirk Bach kurz vor der Premiere starb. Nun ist es gelungen, einen neuen Protagonisten für die Rolle des Kleinen Königs Dezember zu gewinnen: Mit Gustav Peter Wöhler springt einer der besten deutschen Schauspieler ein. Begnadete Komiker gibt es nicht nur vor der Kamera und auf der Bühne, sondern auch auf dem Regiesessel. Zu dieser Gattung gehört David Zucker, in den 1970er Jahren mit dem Kultfilm "Kentucky Fried Movie" weltberühmt geworden und seither Spezialist für freche Genre-Parodien wie "Die nackte Kanone" oder "Scary Movie". Jetzt ist Zucker reif fürs Rentenalter: Er wird 65. Dieter Lintz Weitere Kolumnen lesen Sie auch auf volksfreund.de/kolumne

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