Unterm Strich – die Kulturwoche Sprechende Tassen und gesunde Luft

Trier · Mehr als ein halbes Jahrhundert nach seinem Tod hat er es jetzt ins Museum geschafft: Walt Disney, Erfinder von Donald Duck und Micky Maus. Aber nicht um den gezeichneten Chaoten oder den gestrichelten Pfiffikus geht es dieses Mal, sondern um das, was dem Amerikaner den Ruf eines grenzenlosen Kitschiers zu sein, der pinkfarbene Schlösser und verzierte Sofas liebte und niedliche Porzellantässchen zum Sprechen brachte.

 Davos in der Schweiz ist zum Mythos geworden. Davon handelt eine Ausstellung.

Davos in der Schweiz ist zum Mythos geworden. Davon handelt eine Ausstellung.

Foto: dpa/Gian Ehrenzeller

Wie stark die Arbeit von US-Zeichentrickfilmemacher Walt Disney und seinem Studio von der dekorativen Kunst Europas beeinflusst war, zeigt derzeit eine Ausstellung im New Yorker Metropolitan Museum. Es handelt sich um die erste Schau in der Geschichte des Museums, die dem Werk von Disney (1901-1966) gewidmet ist. „Sowohl die Zeichentrickfilme von Disney als auch die dekorative Kunst des Rokoko haben Elemente von spielerischem Geschichtenerzählen, Freude und Neugier”, erläutert der österreichische Museumsdirektor Max Hollein des Metropolitan. Die Schau, die bis zum 6. März 2022 zu sehen sein soll, präsentiert unter anderem rund 150 Zeichnungen und Filmausschnitte aus dem Werk von Disney neben 60 Stücken dekorativer europäischer Kunst aus den vergangenen Jahrhunderten wie Porzellan oder Sofas. Eine besondere Rolle spielt dabei die Ausstattung der Filme „Cinderella”, „Die Schöne und das Biest” und „Dornröschen”.

Nur zwei Zeilen liegen zwischen dem hektischen New York und dem mondänen schweizerischen Davos. Seit mehr als 150 Jahren ist der Ort ein Kristallisationspunkt europäischer Kulturgeschichte und politischer Entwicklungen. „Nirgendwo sonst verdichten sich die Hoffnungen und Sehnsüchte, die Ängste und Bedrohungen des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts in vergleichbarer Form”, heißt es in der Ankündigung zur Ausstellung „Ernst Ludwig Kirchner, Thomas Mann und der Mythos Davos“. Damals versprach die Hochgebirgsluft Heilung von der Infektionskrankheit Tuberkulose (Ein Ort, der Covid unschädlich machen würde, ist leider noch nicht entdeckt worden). Damals, um 1870, erkannte Davos seine Chance und wurde in kürzester Zeit vom hinterwäldlerischen Bergdorf zum renommiertesten (und teuersten) Luftkurort seiner Zeit. Schon bald trafen sich dort die Berühmten ihrer Zeit: Ernst Ludwig Kirchner, Arthur Conan Doyle aber auch Robert Louis Stevenson, Albert Einstein oder Else Lasker-Schüler. Die Ausstellung erzählt ihre Geschichten – die tragischen wie die erfolgreichen. Ernst Ludwig Kirchner kehrte der Metropole Berlin den Rücken, um für immer in Davos zu bleiben. Seine Bilder feiern die Alpenwelt als paradiesischen Ort des friedlichen Miteinanders. Und Thomas Manns Roman „Der Zauberberg“ begreift Davos als Sinnbild für die Träume und die Katastrophen Europas. Hinzu kamen findige Tourismusmanager, die aus dem Ort ein Ziel für (betuchte) Wintersportler machten. All diese Aspekte werden in der Ausstellung berücksichtigt, die  Medizin- und Kurgeschichte, Architektur, Wintersport, Kunst und Literatur, Philosophie und Politik umfassen. Die Schau ist bis zum 22. Oktober 2022 im Kirchner Museum Davos zu sehen. no/dpa

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort