Unterm Strich - Die Kulturwoche

In Berlin hat am Mittwoch das Digitalkunst-Festival "Transmediale" begonnen. Fünf Tage lang wollen Künstler und Programmierer in Installationen, Screenings, Performances und Konferenzen erkunden, wie es mit der digitalen Kultur auf der Welt steht.

Immer mehr technische Möglichkeiten, aber immer mehr moralische Fragen, digitale Hochglanz-Visionen und Elektroschrott, Big Data und Edward Snowden: Das Feld ist weit. Das Motto des Festivals heißt übrigens "Afterglow", was man einerseits mit "Abendrot" übersetzen kann, andererseits aber auch mit den Nachwirkungen eines Rauschs.

Der Sängerin Cecilia Bartoli sagt man nach, sie könne ihre Zuhörer förmlich in einen Rausch singen. Meist tut sie das im Rahmen von Konzerten, aber gelegentlich wagt sie sich auch auf die Opernbühne. Wie derzeit in Zürich, wo sie am Sonntag in Händels "Alcina" einen weiteren Triumph feierte. Nicht nur die Diva wurde in der Titelrolle einer Zauberin mit Ovationen bedacht, sondern auch Regisseur Christoph Loy und die weiteren Sänger. Die Kritik lobte neben Bartolis Virtuosität vor allem den großen Ensemble-Geist. Ein Superstar als Teamplayer - stark.

Das ist gar nicht so weit weg vom Berliner Schlosspark-Theater, wo Oliver Mommsen - sonst als Bremer Tatort-Kommissar Stedefreund bekannt - in der Theaterfassung von "The King\'s Speech" brilliert. Rund um den stotternden König gruppieren sich mit Hausherr Dieter Hallervorden, Julia Stemberger und Jürgen Tarrach Stars aus Film und Fernsehen. Das Publikum war am Wochenende bei der Premiere begeistert.

Zwischen Tatort und Theater scheint es ohnehin einen regen Austausch zu geben: Mit Fabian Hinrichs wird der frisch gekrönte Träger des Ulrich-Wildgruber-Theaterpreises "für eigenwillige Begabungen, die in einer Welt von geklonten Fernsehgesichtern besonders aufgefallen sind", neuer Tatort-Kommissar in Nürnberg.

Wenn das mal kein Widerspruch in sich ist. Mit Widersprüchen hielten es Maler wie William Turner und Caspar David Friedrich als bekennende Romantiker eher nicht. Und doch sucht die Nachwelt nach Unterschieden und Gemeinsamkeiten der beiden führenden Landschaftsmaler von Insel und Kontinent. In der Londoner Courtauld-Galerie im Somerset House werden bis zum 27. April je 13 Meisterwerke der beiden Künstler und ihrer wichtigsten Schüler ausgestellt.

Caspar David Friedrich hatte drei Kinder - dass er dafür Elternzeit beantragte, ist eher unwahrscheinlich. Da haben große Künstler es heute besser: Die Berliner Philharmoniker kündigten am Mittwoch an, ihr Chefdirigent Simon Rattle gehe im Sommer in Vaterschaftsurlaub und müsse deshalb diverse Konzerte an Jungstar Gustavo Dudamel abtreten. Erfahrung hat der werdende Papa: Es ist das fünfte Mal, dass er Nachwuchs erwartet. Dieter Lintz

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