Unterm Strich - Die Kulturwoche

Die Theater in Weimar und Erfurt wollen in Zukunft enger kooperieren. Das teilten beide Häuser nach jahrelangem Gezänk Ende vergangener Woche einmütig mit.

Wie viel davon doch nur heiße Luft war, wird die Zeit zeigen. Weimars Generalintendant Hasko Weber betonte jetzt jedenfalls schon wieder die Eigenständigkeit des Deutschen Nationaltheaters. Bei den neuen Freunden in Erfurt wird er damit sicher für lange Gesichter gesorgt haben. Wie man den Leuten auf die Füße tritt, weiß auch Büchner-Preisträgerin Sibylle Lewitscharoff: Mit ihren Äußerungen über künstliche Befruchtung löste die Schriftstellerin einen ordentlichen Internet-Sturm der Entrüstung aus. Solche Kinder seien "nicht ganz echt", "zweifelhafte Geschöpfe, halb Mensch, halb künstliches Weißnichtwas" verkündete sie. "Menschenverachtend und dämlich", urteilte die Netzgemeinde, und auch ihr Verlag Suhrkamp distanzierte sich fix von Lewitscharoffs Haltung. Was Regisseur Lars von Trier von künstlicher Befruchtung hält, ist nicht bekannt. In seinem aktuellen Film "Nymphomaniac" geht es auf der Leinwand jedenfalls ordentlich ungekünstelt zur Sache - von Reagenzglas-Sex ist das Psychodrama um Sucht, Selbsthass und Begierde meilenweit entfernt. In der Türkei wird der Film deshalb offiziell nicht zu sehen sein. Der Film sei pornografisch und dürfe nicht wie geplant gezeigt werden, entschied der für Kinos zuständige Aufsichtsrat in dieser Woche. Zuerst war geplant, den Streifen mit Charlotte Gainsbourg in der Hauptrolle für alle über 18 freizugeben. Indiziert war auch Bret Easton Ellis Meisterwerk "American Psycho" lange - allerdings in Deutschland. Heute ist der Roman mit den ausführlichen Drogen-, Gewalt- und Sexszenen wieder frei verkäuflich. Der jahrelange Verboten-Status und die Verfilmung mit Christian Bale dürften die Nachfrage in den Buchläden nur noch angeheizt haben. Autor Ellis hat es zu seinem 50. Geburtstag an diesem Freitag zumindest nicht mehr nötig, für die eigene Haushaltskasse zu schreiben. Stattdessen hat er sich mehr oder weniger in die Welt von Twitter zurückgezogen und provoziert von dort aus - gefolgt von 430 000 Anhängern. Das Internet vergisst nichts, sagt man. Die Chance ist also groß, dass Ellis\' Twitter-Botschaften noch sehr lange im World Wide Web zu finden sind. Für die Ewigkeit soll auch eine Nano-Bibel sein, die seit dieser Woche im Mainzer Gutenberg-Museum zu sehen ist. 1200 Textseiten Heilige Schrift gravierte der Elektroniker Stephan Sauter auf einen gerade einmal vier mal vier Millimeter großen Chip, eingelassen in ein unzerstörbares Kreuz aus Titan. "Die Bibel bleibt für immer", verkündete der Künstler.Eva Großeastroth Weitere TV-Kolumnen auf www.volksfreund.de/kolumne

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