Unterm Strich - Die Kulturwoche

Die Museen im Ruhrgebiet protestieren gegen Überlegungen in Bochum, das Kunstmuseum der Stadt zu schließen. Auf einer Einsparliste, die derzeit mit der Kommunalaufsicht verhandelt wird, ist das Haus, das sich auf zeitgenössische Kunst spezialisiert hat und jährlich 50 000 Besucher anzieht, einer von 160 Vorschlägen.

Der Kulturdezernent teilte mit, es handele sich nur um eine "ungefilterte Ideensammlung", über deren Umsetzung der Stadtrat im April entscheiden soll. Während auf dem deutschen Kultur-Jahrmarkt in erster Linie "Hau den Lukas" gespielt wird, dreht sich in Österreich immer wieder das Intendantenkarussell. Mit dem designierten Chef der Bregenzer Festspiele, Roland Geyer, ist am Dienstag ein Hochkaräter in voller Fahrt abgesprungen. 2014 sollte er Nachfolger des vergraulten David Pountney werden, aber er sah seine künstlerischen Konzepte am Bodensee nicht hinreichend unterstützt. Nun soll es zumindest übergangsweise Pountney wieder richten. An der Wiener Staatsoper hat man dagegen den Vertrag mit Neu-Intendant Dominique Meyer bis 2020 verlängert, obwohl der gerade mal eine Saison hinter sich hat, die auch noch weitgehend von seinem Vorgänger geplant wurde. In Kaiserslautern hat der künftige Intendant Urs Häberli letztes Wochenende ein ungewöhnliches Projekt in Szene gesetzt: Mit "Blutnacht - Die Chronik der Unsterblichen" wurde ein Buch von Fantasy-Bestseller Wolfgang Hohlbein auf die Bühne des Pfalztheaters gebracht, musikalisch umgesetzt von der pfälzischen Metal-Band Vandenplas. Für eingeweihte Fans des Genres, die teilweise mit dunklen Lack-Klamotten und schwarzer Schminke anrückten, war es offensichtlich ein Riesenvergnügen. Durchschnittsbesucher ohne Vorkenntnisse des kruden Werks um Gut und Böse und Ritter und Tod klagten hingegen, sie hätten von der Handlung nix verstanden. Sie können ja noch mal reingehen: Bis zum Sommer sind elf Aufführungen geplant. Entschieden heftiger ging es am Montag im Hamburger Thalia-Theater zu: Dort stand Rodrigo Garcias provokative Performance "Gólgata Picnic" auf dem Programm. Vor der Tür beteten 60 protestierende Katholiken Rosenkränze und schimpften auf die "Blasphemie". 500 E-Mails hatten auf Initiative der Pius-Bruderschaft die Theaterleitung überschwemmt, gegen angebliche Pornografie und Volksverhetzung. Im ausverkauften Haus gab es für die teilweise harten Bilder der spanischen Theatertruppe ungeteilten Beifall - und eine anschließende Podiumsdiskussion, bei der ein Jesuitenpater befand: "Das Stück war schon starker Tobak, aber es hat was." Quasi ein personifizierter Skandal war der amerikanische Maler Jackson Pollock, der sich 1956 im gewohnten Zustand der Trunkenheit mit einem Cabrio zu Tode fuhr. Der Erfinder des "Action Painting" und wohl größte amerikanische Maler des 20. Jahrhunderts trotzte seinem Alkoholismus nur einige wenige Arbeitsjahre ab. Seine Werke werden heute schon mal für 140 Millionen Dollar verkauft - pro Stück, versteht sich. Am morgigen Samstag wäre der Mann mit dem riesigen Marktwert 100 Jahre alt geworden. Der Marktwert von Harald Schmidt hält sich dagegen derzeit in Grenzen. Nicht nur, dass seine unterirdische Quote bei Sat.1 zum Gegenstand von Witzeleien bei der RTL-Dschungelshow geworden ist. Jetzt floppte auch noch der Auftakt zu seiner Tournee als Erzähler bei Mozarts "Schauspieldirektor". Nur ein Drittel der Plätze war besetzt, das vorhandene Publikum immerhin freundlich, die Kritik - na ja. Prominenz ist eben nicht alles - zum Glück.Dieter Lintz TV-Kolumnen auch im Internet: www.volksfreund.de/kolumne

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