Unterm Strich - die Kulturwoche

"Im Blauen Bock, beim Äppelwoi, da lass dich ruhig nieder, da komm’n nur gute Menschen rein und singen frohe Lieder …" Dieses muntere, zu reichlichem Konsum von Alkohol (wenn auch mit niedrigen Umdrehungen) auffordernde Liedchen klang ab 1957 etwa alle zwei Monate samstags aus Hunderttausenden (später Millionen) Fernsehgeräten. Erster Wirt der vom Hessischen Rundfunk betriebenen Gastwirtschaft war Otto Höpfner, der im Streit von seinem Sender schied und Platz machte für Heinz Schenk, der den babbelnden Frohsinn (zusammen mit Lia Wöhr) von 1966 bis 1987 leitete.

Schenk ist vor zwei Jahren im Alter von 89 Jahren in Wiesbaden gestorben. Im dortigen Stadtteil Naurad stand sein Haus, und dort werden sich am Samstag vermutlich viele Fans des Showmasters einfinden. Grund: Sein Vermächtnis kommt unter den Hammer. Und das besteht aus … nein, nicht in der Hauptsache aus "Bembeln", wie die dickbauchige Steinzeugkanne in Grau mit blauem Muster bezeichnet wird (wortgeschichtlich soll das Gefäß, seiner Figur wegen, mit der Bombe zusammenhängen), sondern aus 300 Taschenuhren (der Mann muss zeitlebens überpünktlich gewesen sein!) und sämtlichen Folgen des "Blauen Bock" auf Videokassetten. Da fragt sich der nicht-äppelwoiaffine Nichthesse natürlich, wer sich das antu… anschauen will. "Ist das Kunst oder kann das weg?" Dieser mittlerweile geflügelte Spruch einer vermutlich auf ewig unbekannt bleibenden Putzfrau, die Joseph Beuys‘ berühmte Fettecke in der Düsseldorfer Kunstakademie 1986 in den Mülleimer entsorgte, gewinnt in diesen Tagen neue Aktualität - wenn auch von Akademie- auf Sportvereinsheim-Ebene reduziert: Eine Putzfrau - es sind immer die Putzfrauen! - hat im Vereinsheim des Bayernligisten SpVgg SV Weiden Autogramme prominenter Fußballer entfernt. Seitdem der Vorfall bekannt geworden sei, stehe das Telefon nicht mehr still, jammerte der oberpfälzische Verein auf seiner Facebook-Seite. Offensichtlich hatte eine Reinigungskraft versehentlich von einem verglasten Wappen die Unterschriften etwa von Weltmeister-Torhüter Manuel Neuer und Top-Trainern wie Jürgen Klopp und Pep Guardiola weggewischt. Die Putzfrau habe wohl gedacht, "dass Jugendliche da oben gefeiert und rumgeschmiert haben", sagte Vereinssekretärin Susanne Böhm. Halb so wild: Im Gegensatz zu Beuys leben die "rumschmierenden Jungs" ja noch und könnten auf einer ihrer Reisen bei Weiden vorbeischauen und noch mal zum Filzstift greifen. "Tatort"-Fans dürfen aufatmen: Die schreckliche, die entsagungsreiche Zeit ohne neuen Wochenendkrimi ist vorbei. Am Sonntag gibt's endlich wieder was Neues an der Mordfront. Als Erstes nehmen die Kommissare aus Köln Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Freddy Schenk (Dietmar Bär) die Ermittlungen auf. Und das gleich in einem Fall, in dem bei einem Doppelmord Mutter und Sohn umgebracht wurden. Neue Fälle gibt es dann wieder Sonntag für Sonntag, neue Ermittlerteams in diesem Jahr aber erst einmal nicht. Einige Veränderungen stehen aber an. Und eine davon dürfte Alice Schwarzer besonders freuen, Kämpferin für alles Gute, Schöne und Weibliche. Das neue Ermittlerteam aus Dresden wird nach der Premiere im März voraussichtlich noch vor Weihnachten seinen zweiten Fall aufklären. Mit Karin Hanczewski, Alwara Höfels und Jella Haase jagen in der sächsischen Landeshauptstadt drei Frauen die Verbrecher - erstmals in der Geschichte der ARD-Krimireihe klärt ein reines Frauenteam die in der Regel mörderischen Fälle auf. Schön und gut, aber als Vertreter der XY-Chromosomenträger wird man doch wohl noch die Frage stellen dürfen: Wo bleibt da die genderspezifische Gerechtigkeit? Morden ist Männersache, Frauen sind da etwas zurückhaltender. Das möge sich dann doch auch bitte in der "Tatort"-Realität widerspiegeln. Nicht, dass uns auf lange Sicht die Männerquote im Sonntagskrimi flöten geht. no/dpa

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