Unterm Strich – Die Kulturwoche Lachen und Träumen

Meinung · Zentralrat – das klingt sehr deutsch – und ist es auch. In Wörterbüchern wird diese Institution sofort mit einem deutschen Phänomen erklärt: „conseil central de Juifs allemands“ oder „central council of Jews“.

Unterm Strich - Die Kulturwoche:
Foto: dpa-tmn/Bernd von Jutrczenka

Demnächst müssen die Dictionnaires die entsprechende Rubrik um eine weitere ergänzen: Die Münchner Lach- und Schießgesellschaft – erinnern Sie sich? Jenes Kabarett, das von 1963 bis 1971 regelmäßig am Silvesterabend den „Schimpf vor zwölf“ präsentierte – gründet den „Zentralrat des deutschen Humors“. Selten so gelacht! „Die Gesellschaft ist gespalten – in Leugner und Befürworter, in Empörte und Sedierte, in geistig Verarmte und prekäre Intellektuelle, in Unvernünftige und Vernünftige, auch in humorbegabte Hedonisten und moralinsaure Mahner“, konstatiert die bayerische Spötterbühne. „Zeit für eine Diagnose! In Zusammenarbeit mit dem Forum Humor und komische Kunst e.V. und der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) werden wir den Zustand des deutschen Humors und seine aktuellen Erscheinungen beschreiben und untersuchen.“ Kabarettistinnen, Künstler aller ästhetischen Ausdrucksformen, Professorinnen (!) und andere Humorexperten wollen die wichtigsten Fragen rund um Humor, Kabarett, Satire etc. klären. All dem will man in Theorie und Praxis nachgehen – wissenschaftlich fundiert und individuell. Der „Zentralrat des deutschen Humors“ soll als Humorsymposion in München tagen, erstmals vom 25. bis 27. November – also ausgerechnet in jenem Monat, an dem es von Trauertagen nur so wimmelt. Aber wer weiß – vielleicht tönt aus der Großen Aula beziehungsweise dem Audimax der Ludwig-Maximilians-Universität gerade deshalb besonders lautes Gelächter. Und vielleicht wird bei diesem Anlass endlich ein für allemal wissenschaftlich fundiert festgehalten, dass die Deutschen, die im Ausland (und nur dort) ja als notorisch humorlos gelten, in Wahrheit ein Volk der Lachmöwen sind.