Unterwegs in Sachen Schadensbegrenzung

Trier · Das Trierer Theater wird versuchen, an ausgewählten Einzelaktionen des Kooperationsprojekts "Total théâtre" der Theater in der Großregion teilzunehmen. Das versichern Kulturdezernent Thomas Egger und Intendant Gerhard Weber. Für eine Mitarbeit am Gesamtprojekt ist aus ihrer Sicht der Zug aber abgefahren.

Trier. Es war eine Umbruchzeit, im Frühjahr 2010. Der neue Kulturdezernent hatte sein Amt vor wenigen Wochen aufgenommen, das Theater stand vor einer ersten großen Einsparrunde. Man war nervös und gestresst, mit dem Schauspielaustausch mit Portugal und dem Quattropole-Sinfoniekonzert standen schon zwei sperrige EU-Projekte auf der Agenda.
Und dann ging es um die Entscheidung über den Einstieg beim Theater-Kooperationsprojekt mit der Großregion. Plötzlich, so berichtet jedenfalls Intendant Gerhard Weber, hätten die Kooperationspartner ein für Trierer Verhältnisse astronomisch teures Finanzierungskonzept auf den Tisch gelegt und eine schnelle Entscheidung verlangt. Man habe sich unter Druck gesetzt, ja sogar "beschimpft" gefühlt. So kam es zu einer Absage, über die der Dezernent allenfalls flüchtig, der Stadtrat gar nicht informiert wurde.
Laut Weber ging man damals davon aus, Trier müsse innerhalb von drei Projektjahren 600 000 Euro Eigenmittel aufbringen. "Auf dieser Basis hätte ich wahrscheinlich auch Nein gesagt", räumt Dezernent Egger sein.
Schade nur, dass man nicht genauer hingeschaut hat. Denn real wäre die Trierer ihr Mitwirken entschieden billiger gekommen. Die Zuschussgeber von der EU strichen das Volumen um ein Drittel zusammen - und damit auch die Eigenbeteiligung. Weitere Projektpartner kamen hinzu - und wieder sank der Kostenanteil. Das Land hätte wahrscheinlich die Hälfte des Trierer Anteils beigesteuert. Und vom verbleibenden Rest wäre einiges über Eigenleistungen des Theaters abzuwickeln gewesen.
Was dann noch übrig blieb, hätte der Stadtrat über ein vergleichsweise bescheidenes Extra-Budget abdecken können - wenn man ihn denn gefragt hätte. Aber aus dem Theater kam keine Initiative, und im Dezernat wusste man nichts Genaues. "Ich wollte im Kulturausschuss nicht als Wolkenstürmer erscheinen", erinnert sich Gerhard Weber.
"Das ist wohl ziemlich schiefgelaufen", sagt ein selbstkritischer Dezernent rückblickend, wirbt aber auch um Verständnis für die seinerzeit "unübersichtliche Haushaltslage" und den "sehr kurzfristigen Entscheidungsprozess". Für die Zukunft habe man daraus gelernt: Künftig werde man "erst mit den Gremien beraten, in welchem Rahmen solche Verhandlungen geführt werden können". Und es soll "viel frühzeitiger kommuniziert werden".
Aber auch aktuell haben Dezernent und Intendant nachgedacht, wie man Trier noch an die Entwicklung der Theater-Großregion ankoppeln kann. Weber hat schon zwei "Herzensprojekte" ausgemacht, bei denen sich sein Haus beteiligen könnte.
Doch die Sache ist nicht so einfach. Das gerade begonnene und bis Ende 2014 laufende Gesamtprojekt noch einmal aufzurollen und mit Trier gleichberechtigt einzusteigen, so wie es die CDU vorgeschlagen hat, hält Egger für "nicht realistisch". Der Prozess im Rahmen der EU-Interreg-Förderung sei "nicht mehr rückgängig zu machen", vermutet auch Expertin Anne Galliou vom Trierer Kulturbüro.
Trier könnte aber auf den Status als "strategischer Partner" zurückgreifen, der bei einzelnen Vorhaben mitmacht. Doch auch da gibt es laut Galliou einen Pferdefuß: "Strategische Partner" können nicht auf Fördermittel zurückgreifen. Will heißen: Trier muss alles alleine bezahlen.
Hoffnung auf die Zeit nach 2014


Darüber will Dezernent Egger mit dem Kulturausschuss reden. Dorthin soll nach seiner Ansicht auch der CDU-Antrag für die kommende Stadtratssitzung verwiesen werden. Dennoch plädiert der FDP-Politiker dafür, die Zusammenarbeit zumindest auf kleiner Flamme zu suchen. Falls das mit der Kooperation funktionere, könne Trier ja vielleicht "nach 2014 noch zusteigen".

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