Überblick Verbrannt, geplündert, umgewidmet: Dieses Schicksal erlitten die jüdischen Synagogen der Region Trier in den Novemberpogromen 1938

In der sogenannten Reichspogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 brannten auch in der Region die Synagogen. Wir dokumentieren das Schicksal der jüdischen Gotteshäuser - ein Überblick aus unserem Archiv.

 So wie in Kiel (Foto) wurden 1938 in ganz Deutschland Synagogen in der Pogromnacht zerstört.

So wie in Kiel (Foto) wurden 1938 in ganz Deutschland Synagogen in der Pogromnacht zerstört.

Foto: dpa/Stadtarchiv Kiel

Aach: Die Aacher Synagoge, gebaut im Jahr 1860, wurde während der Pogromnacht 1938 verwüstet, die Inneneinrichtung zerstört und das Gebäude fortan als Lagerhalle und Kriegsgefangenenlager genutzt. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude verkauft und wird seitdem als Wohnhaus genutzt. Seit 1995 ist die Alte Synagoge denkmalgeschützt, eine Gedenktafel weist auf ihre frühere Bedeutung hin.

Bausendorf: Das genaue Entstehungsdatum der Bausendorfer Synagoge kann nicht rekonstruiert werden, gleichwohl ist eine Schändung während der Reichspogromnacht auch nicht klar überliefert. In den 1960er Jahren wurde das Gebäude abgerissen.

Bengel: Die ehemalige Synagoge in Bengel stammt aus dem frühen 19. Jahrhundert und musste schon 1885 wegen Baufälligkeit geschlossen werden. Durch Spenden konnte 1896 ein Neubau finanziert werden, den eine immer kleiner werdende jüdische Gemeinde bis 1929 nutzte und dann ins benachbarte Bausendorf wechselte. 1933 wurde das Gebäude verkauft und später zu einem Wohnhaus umgebaut.

Bernkastel-Kues: Schon für das Mittelalter kann in Bernkastel-Kues ein jüdischer Betsaal nachgewiesen werden. Die Bernkasteler Synagoge, die heute als Wohnhaus genutzt wird, wurde ab 1852 eingeweiht. Während der Pogromnacht wurde die Synagoge durch einen SA-Sturmtrupp geplündert, wegen angrenzender Fachwerkhäuser aber nicht in Brand gesteckt. 1939 wurde das Gebäude verkauft, wechselte in der Folgezeit die Besitzer und wird heute gelegentlich als Veranstaltungsraum genutzt.

Bitburg: 1879 eingeweiht, wurde die Synagoge bis zur Pogromnacht am 9. November 1938 genutzt, in der sie verwüstet wurde. Bei einem Bombenangriff im Dezember 1944 wurde das Gebäude stark beschädigt, die Ruine 1952 abgetragen. Auf dem ehemaligen Synagogen-Grundstück befindet sich heute eine Tankstelle. Eine Gedenktafel erinnert an das frühere Gotteshaus.

Bollendorf: Die alte Synagoge in Bollendorf entstand um 1850 und wurde am 9. November 1938 von einem SA-Sturmtrupp zerstört und 1958 gänzlich abgerissen. Auf dem Gelände entstand später ein Neubau, Reste der Ruine wurden auf dem jüdischen Friedhof aufgestellt.

Brauneberg: Kein Neubau, sondern eine Umnutzung stellte die ehemalige Synagoge in Brauneberg dar: In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde sie in einem bereits bestehenden Gebäude eingerichtet, 1938 verwüstet und in der Folge zunächst als Scheune umgebaut. Seit 1981 gilt das Haus als Kulturdenkmal, heute befindet sich in dort ein Restaurant. Eine Gedenktafel erinnert an die Geschichte.

Butzweiler: Die Synagoge in Butzweiler entstand 1892, parallel dazu wurde auch eine Religionsschule eingerichtet. Während des Novemberpogroms wurde das Innere des Hauses geschändet und konnte nicht mehr als Synagoge genutzt werden. Nach häufigen Nutzungswechseln wurde es zum Wohnhaus umgebaut. Seit 1988 gibt es dort eine Gedenktafel.

Enkirch: Seit 1852 besaß die Enkircher Judengemeinde eine Synagoge. Diese wurde in den 1920er Jahren aber nur wenig genutzt und schließlich verkauft. Über den weiteren Verbleib ist nichts bekannt.

Freudenburg: Die Synagoge in Freudenburg wurde schon 1785 gebaut. Die Gemeinde feierte noch im Jahr 1935 das 150-jährige Bestehen, ehe der Bau drei Jahre später dem Pogrom zum Opfer fiel und von Westwall-Mitarbeitern angezündet wurde. Durch Bombenangriffe 1944 schwer beschädigt, wurde die Ruine 1962 gänzlich abgerissen. Seit 1995 erinnert eine Gedenktafel an ihre Existenz.

Gerolstein: Die Synagoge in Gerolstein existierte allenfalls als Modell: Zwischen 1930 und 1933 wurden Pläne für den Bau einer Synagoge gemacht, deren Ausführung durch die Nationalsozialisten dann aber vereitelt.

Hermeskeil: Im 19. Jahrhundert erbaut, wurde in Hermeskeil ein jüdisches Gemeindezentrum mit Betsaal gebaut. 1983 fiel die Synagoge den Nazis zum Opfer, wurde verwüstet und in Brand gesteckt. Durch den Krieg wurde die Ruine 1945 gänzlich zerstört, das Grundstück später neu bebaut und als Wohn- und Geschäftsraum genutzt. Seit 1978 gibt es eine Gedenktafel.

Irrel: Ein Dokument aus dem jahr 1888 erwähnt ein Bethaus in Irrel, dessen Ursprung ungeklärt ist. Einzelheiten zur Synagoge sind nicht überliefert.

Jünkerath: Eine Betstube in einem Privathaus fungierte für die jüdische Gemeinde in Jünkerath als religiöses Zentrum. Durch Fortzug einzelner Familien wurde der Raum in den 1930er Jahren nicht mehr genutzt. Darüber, was in und nach der NS-Zeit mit dem Gebetsraum geschah, gibt es teilweise widersprüchliche Quellen.

Kirf: In unmittelbarer Nähe zur Kirche befand sich die ehemalige Synagoge in Kirf, die am Morgen des 10. November 1938 angezündet wurde und später als Schmiede und als Wohnhaus Verwendung fand.

Klüsserath: Um 1850 entstanden, wurde die Synagoge schon in den 1920er Jahren geschlossen, da die für Gottesdienste notwendige Zahl von zehn jüdischen Männern nicht mehr aufzubringen war. Das Gebäude wurde noch vor der Nazi-Zeit verkauft und als Scheune/Lagerraum umgebaut.

Konz: Jüdische Familien in Konz besuchten im 19. Jahrhundert zunächst die Synagoge Könen, erst 1886 wurde in der Konzer Lindenstraße eine eigene Synagoge errichtet. In der Reichspogromnacht wurde die Inneneinrichtung völig zerstört, das Gebäude kam 1957 in Privatbesitz und wurde zu einem Wohnhaus umgebaut.

Konz-Könen: Schon um 1790 entstand die Synagoge in Könen, die bis zum jahr 1900 so baufällig wurde, dass ein neues Gotteshaus gebaut wurde. Die Neue Synagoge wurde 1905 fertiggestellt und 1938 demoliert. Danach stand das Haus leer, ging 1955 in Privatbesitz über und wurde zu einer Scheune umgebaut. Noch heute sind in dem Gebäude die Abdrücke des Thoraschreins zu erkennen. Ein Förderverein widmet sich seit 2002 dem Erhalt des Gebäudes.

Konz-Oberemmel: In Ober -emmel befand sich die dritte Synagoge im Konzer Raum. Auch sie wurde in der Reichspogromnacht von Nationalsozialisten in Brand gesteckt. Nach dem Ende des Krieges wurde das Gebäude mit einem neuen Dach versehen und als Scheune genutzt, ehe diese in den 1960er Jahren abgerissen wurde.

Kyllburg: Die Geschichte der Synagoge Kyllburg ist kurz: 1911 wurde der Grundstein gelegt, am 9. November 1938 wurde das Gebäude aber völlig zerstört. Heute ist keinerlei Bausubstanz mehr erhalten, das Gelände ist eine Grünanlage. Nur ein Gedenkstein weist auf die frühere Bedeutung des Ortes hin.

Leiwen: Die Grundsteinlegung der Synagoge Leiwen erfolgte 1913. Schon 1937 kam es zu einem ersten Anschlag auf das Gebäude durch die Nationalsozialisten. Nach einer weiteren Verwüstung während des Novemberpogroms wurde das Gebäude bis 1940 als Kindergarten verwendet, danach als Lager für französische Kriegsgefangene genutzt. Nach dem Weltkrieg wurde das Gebäude an einen Unternehmer verkauft, der es als Lagerhalle verwendete und dann abreißen ließ.

Lösnich: Die ehemalige Synagoge Lösnich wurde schon vor der NS-Zeit nicht mehr genutzt, da es zu wenig Gottesdienstbesucher gab. So wurde die 1867 errichtete Synagoge geschlossen und nach 1945 an eine Privatperson verkauft. In der Folge wurde das Gebäude abgerissen.

Mehring: Die Mehringer Synagoge wurde geschlossen, als sich die Zahl der dort ansässigen Juden nach 1933 stark reduzierte. Das Gebäude ging 1936 in den Besitz einer politischen Gruppe über, soll 1938 aber dennoch demoliert worden sein. Bis zum Kriegs-Ende befanden sich dort ein Kindergarten und eine Bibliothek, nach 1945 wurde die ehemalige Synagoge zum Wohnhaus umgebaut.

Müstert: siehe Piesport-Niederemmel.

Neumagen: Schon im 16. Jahrhundert ist in Neumagen ein jüdischer Betsaal nachweisbar, für die zwischenzeitlich stark angewachsene Gemeinde wurde 1872 eine größere Synagoge gebaut. Die Inneneinrichtung wurde 1938 komplett zerstört, ein Jahr später wurde das Gebäude zur Turnhalle umfunktioniert. 1959 wurde das mittlerweile baufällige Gemäuer abgebrochen.

Osann-Monzel: Auch die erste Synagoge in Osann wurde baufällig und 1899 durch einen Neubau ersetzt. Dieser hatte in seiner Form als Synagoge bis 1938 Bestand, als das Gotteshaus geschändet und wenig später an einen Privatmann verkauft wurde. Seitdem dient das Gebäude als Schuppen.

Piesport-Niederemmel: Schon 1828 wurde in Niederemmel von einer Betstube berichtet, der Bau einer größeren Synagoge im benachbarten Müstert wurde 1855 abgeschlossen. Dort wurden Gottesdienste bis ins Jahr 1930 abgehalten, das Gebäude anschließend verkauft und mehrmals umgebaut. Im gleichen Jahr wurde die Synagoge in Niederemmel eingeweiht und wirkte fortan als Zentrum der jüdischen Gemeinde. 1938 wurde die Synagoge geschändet. Nach 1945 wurde das Gebäude verkauft und beherbergt heute ein Wohnhaus.

Rachtig: siehe unter Zeltingen.

Saarburg: Die ehemalige Synagoge in Saarburg wurde in einem 1716 erbauten Wohnhaus eingerichtet. In der Pogromnacht wurde der Betsaal geschändet, das Mobiliar auf dem Marktplatz verbrannt. Nach dem Krieg wurde das Gebäude verkauft und 1962 abgerissen. Im Neubau an der gleichen Stelle befindet sich heute eine KFZ-Zulassungsstelle.

Schweich: Das Gebäude der ehemaligen Synagoge in Schweich entstand 1862 und ersetzte einen Vorgängerbau. In der Pogromnacht 1938 wurde die Synagoge geschändet und schwer beschädigt. Sie fungierte bis zum Erwerb durch die Stadt Saarburg 1984 als Lagerhalle. Das Gebäude wurde restauriert und dient heute als Gedenkstätte und Kulturzentrum.

Thalfang: Nahe der evangelischen Pfarrkirche entstand 1822 die Synagoge in Thalfang. 1862 bereits renovierungsbedüftig. 1938 wurde der Innenraum zerstört, das baufällige Gebäude 1954 abgerissen.

Trier: Die alte Synagoge am Zuckerberg ersetzte bereits mehrere mittelalterliche Synagogen und wurde 1859 eingeweiht. Sie konnte bis November 1938 genutzt werden: In der Pogromnacht wurde der Innenraum geplündert und zerstört, im Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude stark beschädigt und musste 1956 abgerissen werden. Im gleichen Jahr wurde der Neubau in der Kaiserstraße errichtet - und ist heute eine von fünf noch genutzten Synagogen in Rheinland-Pfalz.

Trittenheim: Die Ursprünge gehen zurück auf einen jüdischen Betsaal aus dem Jahr 1830. 1857 wurde die Synagoge eingeweiht. Als sich die jüdische Gemeinde in den 1930er Jahren stark verkleinerte, wurde die Synagoge 1936 geschlossen, das Gebäude verkauft und in ein Wohnhaus umgebaut. So überstand das Haus den Novemberpogrom. Es beherbergt heute eine Gastwirtschaft.

Wawern: Die Wawerner Synagoge, heute bekannt als Kultur- und Veranstaltungsort, wurde 1840 erbaut. Den Pogrom überstand das Gebäude ohne Schaden und diente erst den Nationalsozialisten, dann den Alliierten als Lager.

Wittlich: Nach mehreren kleinen Beträumen und dem Umbau der Hospitalkirche St. Wendelin in eine Synagoge 1832 entstand im Jahr 1910 für die relativ große jüdische Gemeinde eine neue Synagoge. Beim Novemberprogrom wurde das Innere demoliert und während des Krieges als Lager für französische Kriegsgefangene zweckentfremdet. Nach einem längeren Leerstand erwarb die Stadt Wittlich das Gebäude 1975 von der jüdischen Kulturgemeinde Trier und richtete in dem Gebäude eine Kultur- und Tagungsstätte ein.

Zeltingen: Die erste Synagoge wurde 1821 erstmals genannt, brannte 1837 aus und wurde 1853 neu aufgebaut. In diesem Jahr trennten sich die jüdischen Gemeinden Zeltingen und Rachtig, in Rachtig entstand um 1910 eine eigene Synagoge. Um 1920 fanden beide Gemeinden wegen fortdauernder Migrationsbewegungen wieder zusammen, die Gottesdienste wurden abwechselnd in den Synagogen beider Orte abgehalten. 1938 wurden beide Gotteshäuser verwüstet, fortan als Lager genutzt und dienen heute als Wohnhäuser.

Zerf: Ende der 1920er Jahre baute die jüdische Gemeinde ein bestehendes Gebäude zur Synagoge um, nachdem in Zerf bis dahin nur ein privater Betsaal existiert hatte. Seit 1933 gab es wiederholt Beschädigungen, noch vor 1938 wurde das Gebäude verkauft. 1945 wurde das Gebäude durch Beschuss komplett zerstört. An der Stelle der ehemaligen Synagoge befindet sich heute ein Gerätehaus.

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