Verbraucherschützer und Union vereint gegen "Denglisch"

Berlin. (wk) Julia Klöckner, CDU-Bundestagsabgeordnete aus Rheinland-Pfalz, fand es nicht komisch. Auf dem Flughafen entdeckte sie ein Schild: "Special offer - body bags". Das, so meinte die Politikerin, verstehe erstens keiner, und zweitens sei es auch noch falsch. Denn "body bags" bedeutet Leichensäcke, wo eigentlich Rucksäcke gemeint waren. Klöckners Vorschlag, dass sich der Bundestag gegen die zunehmende Überfremdung durch englische Begriffe wenden soll, fand gestern bei einer Veranstaltung in Berlin Unterstützung durch den Bundesverband der Verbraucherzentralen. Die SPD jedoch mauert. "Wir müssen uns vor jeder Deutschtümelei hüten", sagte die SPD-Abgeordnete Elvira Dobrinski-Weiß zur Begründung ihres Neins. "Sprache ist lebendig". Der kürzlich auf dem CDU-Parteitag beschlossene Vorstoß, Deutsch ins Grundgesetz aufzunehmen, hat die Stimmung zwischen den Regierungsparteien nicht verbessert. Ohne die SPD aber kann die Union aus Koalitionsräson ihren Antrag nicht einbringen. Der Bund soll Einfluss nehmen



Klöckner wollte beschließen lassen, dass die Regierung in ihren Gesetzen und Werbekampagnen selbst sprachlich vorbildlich ist, sie wollte einen Appell des Parlaments an die Wirtschaft, Gebrauchsanleitungen und Produktbezeichnungen verständlicher zu halten. Und sie möchte, dass der Bund auf die Unternehmen Einfluss nimmt, bei denen er Anteile hält. Beispiel Bahn: Dort gebe es keinen Fahrradverleih mehr, sondern "Call a bike". Und bei der Telekom kann man "t-home classic" buchen oder "E-mail on the road". Die Mehrheit der Deutschen verstehe das nicht. Der Chef des Bundesverbandes der Verbraucherzentralen, Gerd Billen, pflichtete dem bei: "Die Verständlichkeit ist ein Thema für die Verbraucherpolitik." Gebrauchsanleitungen und Verpackungshinweise müssten schon nach geltendem Recht in Deutsch verfasst sein. Nur müsse das auch überprüft werden. Allerdings: Auch die Verbraucherzentrale ist nicht ganz frei von Fehltritten. Auf ihrer Internetseite wird gerade ein "Marktcheck" für Elektrogeräte angeboten.

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