Verführerische Melodie

Drei Jahre nach der Kulturhauptstadt gibt es im Dreiländereck wieder eine große, grenzüberschreitende Kunst-Aktion: Die "Tour de Mélodie" verbindet vom 4. bis 6. Juni nicht nur die Quattropole-Städte Trier, Luxemburg und Saarbrücken, sondern auch Kulturformen vom Kinderchor bis zum Fluxus-Experiment.

Trier. Und sie bewegt sich doch, die Großregion. Wenn auch nur mühsam. Aber da, wo engagierte Initiatoren, gute Netzwerke und ein originelles Konzept zusammenkommen, lässt sich was auf die Beine stellen.

Das dachten sich zumindest Martin Folz und Carola Ehrt vom Europäischen Zentrum für Chorkultur in Trier. Ihre Idee: eine Melodie zu komponieren und sie quer durch die Quattropole-Städte zu transportieren wie eine olympische Fackel. Natürlich flankiert von großen Kulturveranstaltungen.

Der passende Anlass war schnell gefunden: In diesem Jahr jährt sich das Schengener Abkommen zum 25. Mal - und damit der entscheidende Schritt zur Öffnung der Grenzen. In Luxemburg stieg das dortige Chorinstitut um den Komponisten Camille Kerger zu, in Trier die Fachhochschule mit ihrer Gestaltungsabteilung und die Europäische Kunstakademie, im Kreis Trier-Saarburg die Aktion "Spiegelbilder", in Saarbrücken der SR.

Herausgekommen ist dabei ein Programm, das seinesgleichen sucht. Der Startschuss fällt am 4. Juni in der Abtei Neumünster im Luxemburger Stadtteil Grund. Über 2000 Mitwirkende werden einen Tag lang Chorgesang in all seinen Facetten präsentieren. Dabei erblickt auch die von Martin Folz komponierte Melodie das Licht der Welt, die für drei Tage den roten Faden liefert. Symbolisch wird sie zu nächtlicher Stunde auf Schwimmkerzen in die Alzette gesetzt.

Am nächsten Morgen reist sie mit dem früheren Postschiff "Telegraaf IV" auf der Mosel von Schengen bis nach Trier. Mit an Bord sind Jazzbands aus der Großregion sowie Teilnehmer der FH-Kunstaktion "Landgang 2010". Das Motto lautet "Different cultures, different rhythms", zugestiegen werden kann in Schengen, Wormeldingen, Grevenmacher und Igel.

Abends übernimmt dann Trier den Staffelstab, mit Fluxus-Aktionskunst samt Mix aus Pantomime, bildender Kunst und Musik, die am Anleger in Zurlauben beginnt und dann per Fähre herrübergetragen wird in die Europäische Kunstakademie, wo der Abend mit einer Mischung aus Performance und Party ausklingt.

Am Sonntag, 6. Juni geht es mittags Uhr per Bahn weiter in Richtung Saarbrücken. Gaukler und Musiker kapern die Regionalbahn von Trier Richtung Saarland, bieten Kleinkunst im Zug und machen kreative Action bei Zwischenstopps in Konz, Beckingen und Völklingen. Liedermacher, Jazzer, Männerchöre und Bänkelsänger sorgen unterwegs dafür, dass die kleine Melodie auf dem langen Weg nicht verloren geht.

Ihre größte Stunde erlebt sie dann abends, wenn sie beim "StadtKlangFluss"-Open-Air in Saarbrücken von 1000 Sängern entlang der Saar intoniert wird. Zu diesem Zweck wird tatsächlich die Stadtautobahn gesperrt. Auf der einen Uferseite finden die Sänger Platz, auf der anderen das Publikum.

Die Macher sind stolz auf dieses Riesen-Projekt und die Politiker aus der Region sichtlich zufrieden. Musik sei für Grenzüberschreitung "ideal geeignet", sagt Triers Kulturdezernent Thomas Egger - eine Einschätzung, die auch der Trier-Saarburger Landrat Günther Schartz teilt. Auch der Rheinland-Pfälzische Kultursommer hat sein Scherflein beigetragen. Kleiner Wermutstropfen: Die vierte Quattropole-Stadt Metz fehlt im Programm. Obwohl man, wie Triers Kultur-Koordinator Roman Schleimer betont, "bis zuletzt gehofft hatte, dass Metz noch einsteigt".

Infos zu den Projekten:

Singtag in Luxemburg, Abtei Neumünster, 4. Juni 9 bis 23 Uhr, Eintritt frei. Infos: www.quattropole.org

Schiffsfahrt auf der Mosel, 5. Juni, 8.30 (Schengen) bis 19 Uhr (Trier, auch Teilmitfahrt möglich). Infos: www.spiegelbilder-kultur.eu

Landgang-Kunstaktion am Zurlaubener Ufer und in der Europäischen Kunstakademie, 5. Juni, ab 19.30 Uhr. Infos: www.landgang2010.de

Kulturpiraten-Zugfahrt Trier-Saarbrücken, 6. Juni, 12.01 Uhr. www.quattropole.org

StadtKlangFluss, Saarbrücken, 6. Juni, 18 Uhr, www.sr3.de.

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