Verjagter Rebell kehrt in einer Ausstellung zurück - Als Caspar Olevian gegen die katholische Kirche predigte

Trier · Eine Ausstellung erinnert an Caspar Olevian. Seine Beliebtheit brachte Trier an den Rande eines Bürgerkriegs.

 Eine Plakette erinnert daran, dass Caspar Olevians Geburtshaus in der Grabenstraße 13 unweit des Trierer Prangers steht. Ab Freitag informiert ein neues Internetportal über das Leben und Wirken des Theologen. Fotos: Wilhelm Deuser, Katharina de Mos

Eine Plakette erinnert daran, dass Caspar Olevians Geburtshaus in der Grabenstraße 13 unweit des Trierer Prangers steht. Ab Freitag informiert ein neues Internetportal über das Leben und Wirken des Theologen. Fotos: Wilhelm Deuser, Katharina de Mos

Foto: (g_kultur
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Caspar Olevian. Bei vielen Trierern dürfte ein Glöckchen klingeln, wenn sie diesen Namen hören. Genau! Im Stadtteil Olewig ist eine Straße nach ihm benannt und auch ein Saal für evangelische Gottesdienste trägt seinen Namen. Wer aber dieser Olevian war und was er genau getrieben hat, um zum Namenspatron zu werden, das wissen wohl eher wenige. Hat Olevian doch ein ähnliches Problem wie ein anderer großer Sohn der Stadt. Er war zwar ein waschechter Trierer. Und höchst einflussreich dazu. Aber er war kein Katholik, sondern Rebell und Reformator. Ja, er wiegelte die Bürgerschaft auf, indem er auf Deutsch, öffentlich und mit großem Publikumserfolg gegen die katholische Kirche predigte. Und so ehrt man Olevian - den bedeutenden evangelischen Theologen - in Heidelberg mehr als hier, im katholischen Trier, aus dem er 1559 vertrieben wurde.
Eine Ausstellung, die ab Freitag bis zum 4. Juli täglich kostenlos im Foyer der Trierer Stadtbibliothek zu sehen ist, könnte den Bekanntheitsgrad des Reformators wieder steigern. Unter dem Titel "Caspar Olevian, die Reformation und Trier" sind anlässlich des 500-jährigen Reformationsfestes rund 35 Exponate zu sehen, darunter Original-Briefe Olevians und Martin Luthers, prächtige Bibeln, Porträtbilder des Theologen oder alte Fotografien seines Geburtshauses. "Man verbindet die Reformation nicht unbedingt mit Trier", sagt der frühere Bibliotheksdirektor und Olevian-Experte Gunther Franz und lacht. Dabei habe Trier im Reformationsgeschehen mehrfach eine bedeutende Rolle gespielt. Auch dank des charismatischen Predigers. Die Schau erinnert an das Leben und Wirken Olevians und an die Spuren, die er in Trier hinterlassen hat. Geboren wurde Caspar von der Olewig, der seinen Namen später latinisierte, am 10. August 1536 als Sohn eines Olewiger Bäckermeisters. Das gotische Geburtshaus "Wittlich" steht in der Grabenstraße. Wo nun Mode verkauft wird, soll Olevian früher im Keller gepredigt haben.
Schon mit 13 Jahren verließ Caspar sein Elternhaus, um in Frankreich Jura zu studieren. Er lernte Hugenotten kennen und freundete sich mit den Ideen des Protestantismus an. Nicht diese Zuneigung, sondern Todesangst war es jedoch, die ihn zum Theologen machte: 1556 wurde er Zeuge eines Bootunglücks, versuchte, die Ertrinkenden zu retten und kam selbst nur knapp mit dem Leben davon. In dieser Todesnot soll er sich geschworen haben, das Evangelium zu verbreiten und so ging er nach Genf zu Johannes Calvin, um Theologie zu studieren.
1559 kehrte er nach Trier zurück. In der Moselstadt hatte sich eine evangelische Gemeinde gebildet, zu der auch der Bürgermeister und einige Ratsmitglieder gehörten. Was fehlte, war ein geschulter Prediger. Der Rat gestattete Olevian, in der Kirche des Bürgerspitals St. Jakob (Fleischstraße) zu predigen. Und das tat er so mitreißend, dass innerhalb kürzester Zeit ein Drittel der Trierer zu seinen Zuhörern zählte. Sehr zum Unmut des Erzbischofs und Kurfürsten. Dieser forderte die Verhaftung Olevians. Als der Stadtrat den Befehl verweigerte, ließ der Kurfürst die Stadt mit Truppen belagern. Um einen Bürgerkrieg zu verhindern, ergaben sich die "Aufwiegler" freiwillig. Die Reformation war gescheitert und Olevian wurde gezwungen, Trier zu verlassen. Kurfürst Friedrich III. berief ihn nach Heidelberg, wo er Professor der Dogmatik wurde. Mit 50 starb Olevian an den Folgen eines Sturzes.
Dafür, dass er nicht vergessen wird, soll auch eine virtuelle Ausstellung sorgen, die ab Freitag unter www.caspar-olevian-portal.de online geht. In dem Portal kann man nicht nur rund 70 Exponate betrachten, spannende Details ranzoomen und sich über den Theologen informieren, sondern auch einen virtuellen Stadtrundgang machen, der zu jenen Orten führt, die noch heute an die Beinahe-Reformation Triers erinnern. Entwickelt wurde das Portal im Studiengang Digital Humanities der Universität. Es soll dauerhaft zur Verfügung stehen.
Die Ausstellung und das Portal sind ein Gemeinschaftsprojekt von Stadtbibliothek, Universität, Wissenschaftsallianz Trier, Caspar-Olevian-Gesellschaft und dem Evangelischen Kirchenkreis Trier.

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