Verneigung vor zwei Meistern

Wittlich · Einen mitreißenden Jazzabend mit Musik von Duke Ellington und Louis Armstrong hat Trompeter Axel Schlosser mit seinem Quartett in Wittlich geboten. Das Konzert weckte Erinnerungen an die Zeit der Jazzkeller in den 1960er Jahren und kam bestens an.

 Spielt in der Oberliga deutscher Trompeter: Alex Schlosser beim Konzert in Wittlich. TV-Foto: Anke Emmerling

Spielt in der Oberliga deutscher Trompeter: Alex Schlosser beim Konzert in Wittlich. TV-Foto: Anke Emmerling

Wittlich. Die Überschrift "Celebrating the Giants" bringt auf den Punkt, was Axel Schlosser und seine Kollegen beim Jazzclub im voll besetzten Casino Wittlich bieten: nichts weniger als ein Fest rund um das Erbe der zwei Trompetenstars Duke Ellington (1899-1974) und Louis Armstrong (1901-1971).
Für mehr als 100 Besucher ist es ein beflügelndes Erlebnis, weil alles passt. Der Retro-Charme des Tanzsaals liefert das ideale Ambiente für eine musikalische Reise in die Vergangenheit. Ihre Authentizität untermauert der Verzicht auf elektronische Verstärkung der Instrumente.
Voller Hingabe


Vor allem aber stehen hier Musiker auf der Bühne, die sich mit ihrer Interpretationskunst und Hingabe den Klassikern mehr als würdig erweisen. In Frontmann Axel Schlosser haben Ellington und Armstrong einen modernen Meister in Sachen Virtuosität und Technik gefunden. Unvergleichlich sauber, flüssig und gewandt ist das Spiel des 39-Jährigen, der seit 2002 Solotrompeter der hr-Bigband ist. Er glänzt mit variantenreichen Phrasierungen, die Aussage und Charakteristik von Originalkompositionen sinnlich begreifbar machen. Etliche Hits stehen auf dem Programm, zu Beginn gleich zwei von Duke Ellington: das schön altmodisch swingende "In A Mellow Tone" (1940) und das mit fetzigem Latinrhythmus eingeleitete weltbekannte "Caravan". Hier zeigt auch die organisch harmonierende Band ihre Klasse. Jean Paul Hochstädter glänzt als kreativer Schlagzeuger ein, Jean-Philipp Wadle als sensibler Bassist und Thilo Wagner als improvisationsstarker Pianist.
Der Applaus will nicht enden, da folgt ein neuer Höhepunkt, ein virtuoses Trompeten-Intro. Frech rotzige, teils "knödelig" klingende, aber auch scharf gepresste Töne wechseln mit rasanten Trillern und weicher Melodieführung - nun ist Louis Armstrongs Stunde gekommen, mit dem "West End Blues" von 1928. Ab jetzt geht die Reise erst Richtung New Orleans und dann zu interessanten Spielereien. "St. James Infirmary", einen von Armstrong bekannt gemachten "Trauermarsch" aus New Orleans, interpretiert Schlosser im Stil von Duke Ellington. Anschließend kommt "Cotton Tale" aus Ellingtons Repertoire ganz ohne Trompete, nur in vom Piano geführten Trio-Sound daher. Damit beweist Schlosser auch seine Meisterschaft als Arrangeur. Überzeugend übersetzt er Bigbandstücke in mitreißende Comboversionen mit eigener Handschrift.
Am Ende kommt es gar mit Ellingtons "Portrait of Louis Armstrong" aus der "New Orleans Suite" zum virtuellen und virtuosen Zusammentreffen der Giganten. Das Publikum ist begeistert. ae

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