Konzert Very british: Englisches Programm zum Auftakt der Orgeltage in Trier

Trier · Die Orgeltage im Trierer Dom haben begonnen.

Hat jemals ein Interpret der Trierer Orgeltage ein Konzert mit dem Schluss-Satz einer Sonate eröffnet? Josef Still hat es getan. Er hat vor knapp 200 Besuchern sein Konzert im Trierer Dom mit dem Finale aus Percy Whitlocks c-Moll-Orgelsonate begonnen. Das war mehr als ein kleines Apercu.

Der Trierer Domorganist setzte mit Whitlocks „Choral“-Satz und Edward Elgars Sonate op. 28 die großen, die gewichtigen Werke an Anfang und Schluss. Die Sonaten von Whitlock und Elgar, sie waren die tragenden Säulen. Whitlocks große, fast unförmige Komposition, die den einleitenden „Choral“ variiert und ihn dabei in ein Geflecht von zahlreichen Nebenstimmen stellt, und Elgars vielseitige Sonate, die einmal mehr die Bedeutung dieses großen Komponisten unterstreicht.

Ja, diese Sonate ist ein gewaltiges Werk, aber sie ist keine normale Orgelsinfonie. Niemals klingt sie wie die Übertragung eines Orchesterwerks auf die Orgel. Obwohl er kaum für dieses Instrument komponierte, bewahrte Elgar in der Sonate doch etwas sehr Orgelspezifisches. Trotz aller sinfonischen Ambitionen bleibt die Sonate stilistisch durch und durch Orgelmusik.

Und das Schönste in diesem Orgelkonzert: Josef Still gelingt es, dem komplett englischen Programm einen eigenen Tonfall und einen ganz eigenen Orgelklang mitzugeben. Es ist ein heller, milder, unforcierter Klang, den Josef Still an seiner Orgel entfaltet – gelegentlich groß und ausladend, aber immer ohne Schärfen oder spektakuläre Effekte. Es ist eine Musik, die nicht überreden, sondern nur aus ihrer Substanz auf die Hörer wirken will. Und es sind, gerade bei Elgar, die diffizilen Klangwechsel und Klangnuancierungen, die Werk und Interpretation so reich machen.

Der Trierer Domorganist gibt auch den kleineren Kompositionen in der Mitte des Programms Statur: Simon Prestons erstaunlich konzentrierte „Alleluyas“ oder das elegant und leichtfüßig musizierte „Scherzetto“ aus Whitlocks Orgelsonate. Die Orgelfassung von Händels „Wassermusik“ indes, die der Kajakfahrer Josef Still wohl aus ganz persönlichen Gründen ins Programm aufgenommen hat, sie klingt zwar sehr apart. Aber in dieser Umgebung hochklassiger Kompositionen wirkt sie doch allzu schlicht.

Das nächste Orgelkonzert ist am Dienstag, 28. Mai, 20 Uhr. Hans-Ola Ericsson (Montreal) spielt Werke von Buxtehude, Muffat, Ligeti, Franck und anderen.

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