Verzweiflung, Hoffnung und Erlösung

Prüm · Mit Orgel- und Chormusik zur Passionszeit begeisterte der Kammerchor Westeifel unter der Leitung von Regionalkantor Christoph Schömig rund 400 Zuhörer in der Prümer St. Salvator Basilika.

Prüm. Die Konzentration und Stille vor dem Konzert mit dem Titel "Lebenswege" sind im voll besetzten Kirchenschiff der St. Salvator Basilika beinah körperlich spürbar. Obwohl mehr als 400 Menschen in den langen Bänken Platz genommen haben, ist es fast unwirklich ruhig - bis der erste, mächtige Orgelton erklingt.
Christoph Schömig, der hoch oben auf der Empore die Orgel bedient, beginnt mit einem Finale: Das "Mattheus-Final" ist der vom französischen Komponisten Charles-Marie Widor bearbeitete Schlusschor aus der Matthäus-Passion von Johann Sebastian Bach.
Ein dramatischer Auftakt, der den Weg zu einer tieftraurigen Motette bahnt: der Kammerchor setzt ein, nachdem der letzte Orgelton verhallt ist, a cappella mit Rudolf Mauersbergers Werk "Wie liegt die Stadt so wüst". Mauersberger komponierte das Stück unter dem Eindruck der völligen Zerstörung Dresdens am 13. Februar 1945. Das Klagelied, das die rund 60 Sängerinnen und Sänger herzergreifend vortragen, stammt aus dem "Dresdner Requiem".
Schömig hatte während der Probenarbeiten Bilder der in Schutt und Asche liegenden Stadt gezeigt. Schmerzen, Verzweiflung und die immerwährende Frage nach dem "Warum" sind die Elemente, die am Anfang des Konzertes stehen. Viele der Zuhörer in den Kirchenbänken lauschen tief in sich versunken und mit geschlossenen Augen dem Chor.
"Mit Fried und Freud ich fahr dahin", ein von Christoph Schömig bearbeiteter Choral von Johannes Brahms, zeigt einen ersten Silberstreif am dunklen Himmel. Der Regionalkantor baut immer wieder chorimprovisatorische Elemente ein, wie auch in seinen "Anrufungen" für Chor, Triangel und Gong. Dabei verteilen sich die Sänger in der Basilika, was der Vielstimmigkeit eine besondere Wirkung verleiht: Die Trauer weicht der Meditation.
Wenn dann in Wolfgang Buchenbergs Motette "Erbarme dich unser" nach einem rhythmisch unruhigen und mitreißenden Beginn die glockenhelle Stimme der Solistin Eva-Maria Wenz einsetzt, reißt der Himmel vollends auf. Mit Pablo Casals "O vos omnes", den "Sieben letzten Worten Jesu am Kreuz" und Otto Nicolais Vertonung des "Psalms 31" - Werken, die den Weg des Menschen aus Dunkelheit und Verzweiflung über Hoffnung auf Erbarmen bis zur Erlösung aufzeigen, beschließen Schömig und der Kammerchor Westeifel ein Konzert auf durchgehend hohem musikalischen Niveau.
Erst nach minutenlangen Ovationen des Publikums und zwei Zugaben dürfen der Kammerchor und sein musikalischer Leiter die Bühne vor dem Altarraum verlassen. now

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