Viel Spaß und sanfte Satire

Traben-Trarbach · Mit dem amerikanischen Pop Art Künstler James Rizzi setzt die Stadt Traben-Trarbach nach Friedensreich Hundertwasser ihre erfolgreiche Ausstellungsreihe populärer Künstler fort (der TV berichtete). Besucher erwarten im Stadthaus "Alter Bahnhof" Spaß und künstlerische Menschenkenntnis mit Herz.

Traben-Trarbach. "Was meine Philosophie ist? Darüber muss ich erst mal nachdenken", soll James Rizzi einem allzu tiefschürfenden Gesprächspartner geantwortet haben. Intellektuelle oder kunstgeschichtliche Verrenkungen lässt man am besten bleiben, wenn man Bilder des Pop Art Künstlers betrachtet. Es reicht die lebenspraktische Erkenntnis, dass das Leben spannend, bunt und häufig schrill ist und Menschen skurrile, aber im Großen und Ganzen liebenswerte Wesen sind.
Genau so sind auch James Rizzis Grafiken, und das stellen sie dar. Die graue Welt wollte der aus "Little Italy" im New Yorker Stadtteil Brooklyn stammende Künstler durch seine Bilder bunter machen. Dazu malte der Sohn einer irischen Mutter und eines italienischen Vaters, dessen "Uniform" Hut, Sonnenbrille und Turnschuhe waren, Mauern, Häuserwände, Autos, Flugzeuge und Kaffeetassen an. Wer will, kann auch in Rizzi-Turnschuhen seinen von Rizzi gestalteten Koffer zum Bahnhof rollen, begleitet vom munteren Rizzi-Bird, der als Markenzeichen fröhlich durch die bunte Bilderwelt zwitschert.
Hierzulande wurde der 1950 geborene Amerikaner vor allem wegen seiner Briefmarkenentwürfe bekannt. Nicht zu vergessen der Brockhaus und die unzähligen New-York-Führer, die Rizzi illustrierte. Der "Big Apple" blieb schließlich lebenslang das große Thema des Künstlers aus dem Szeneviertel Soho, wo er bis zu seinem Tod 2011 sein Atelier hatte. Die Stadt am Hudson hat er nie wirklich verlassen, auch wenn er zwischendurch zum Studium in Florida oder zur traditionellen Europareise amerikanischer Künstler der 60er und 70er Jahre aushäusig war.
Blaue Monster, gelbe Taxis


Die Traben-Trarbacher Ausstellung gibt einen guten Einblick in das Werk des Malers und Grafikers. Sie anzuschauen macht Spaß, den die übersichtliche und gut strukturierte Hängung der 300 Exponate noch erhöht. Im Alten Bahnhof der Jugendstilstadt sind sie alle zu besichtigen: die Häuserschluchten von Manhattan, deren Wolkenkratzer wie grüne und blaue kleine Monster hohläugig in die Nacht starren, die gelben Taxis, die in der Stadt, die niemals schläft, die Liebenden zueinander bringen oder trennen.
Im rasanten Guggenheim-Museum versammelt Rizzi seine Anhänger ebenso wie vor seinen illustrierten Sinnsprüchen aus dem richtigen Leben "One apple a day...". Ein brodelnder Multi-Kulti-Schmelztiegel, ein Wimmelbild der Pop-Art ist Rizzis Biotop am Hudson. Im Zentrum der Schau stehen seine berühmten 3-D-Bilder, die aus dem flächigen Bild eine Bühne machen.
Gezeigt werden neben Originalgraphiken Unikate wie Zeichnungen, Künstlerprobedrucke und einige Gemälde. Im Raum daneben hängen Rizzis interaktive Magnetbilder, bei denen Bildpersonal und Gegenstände vom Betrachter verschoben werden können (in Traben-Trarbach nicht möglich). Im Obergeschoss ist Rizzis Arbeitstisch zu sehen.
Ein interessanter Film informiert über den Künstler. Grell, unbekümmert, ein wenig naiv kommen Rizzis poppige Strichmännchen und seine "urban primitive art" daher. Wer genau hinschaut, wird allerdings feststellen, dass sie nicht so unschuldig sind, wie der Mann, der gern mit seiner Kinderseele kokettierte, ebenso gern glauben machte. Rizzis Bilder sind Satire "soft", gezeichnet mit scharfem Blick und großem Herzen. Und wer mag schon etwas gegen kindliche Naivität sagen? Nur Kinderland ist Wunderland.
Die Ausstellung ist bis 14. Juni täglich von 10 bis 17 Uhr zu sehen, Infos: Telefon 06541/83980, <%LINK auto="true" href="http://www.traben-trarbach.de" class="more" text="www.traben-trarbach.de"%>

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