Villa-Musica-Konzert in Trier: Zur rechten Zeit am falschen Ort

Trier · Zum Saisonschluss im Sommer ist Bläserkammermusik sicherlich nicht verkehrt. Leider ergaben sich beim Konzert der Villa Musica im Festsaal des Kurfürstlichen Palais Trier einige Probleme, die nicht unbedingt notwendig waren.

Trier. Hätte man nicht umdisponieren können? Musste die Villa Musica ihr Trierer Saisonabschlusskonzert unbedingt im Festsaal des Kurfürstlichen Palais\' bei tropischen Temperaturen veranstalten? Immerhin hätte das Ensemble auch im wesentlich kühleren Treppenhaus, im Innenhof oder vor dem Eingang auftreten können. Ganz abgesehen von der Temperatur: Bläsermusik und die Festsaal-Akustik vertragen sich nur sehr begrenzt. In Carl Reineckes Sextett, op. 271, ballte sich der Klang der beiden Hörner und des Fagotts zu einer Fülle, die alle Strukturen übertönte und statt kammermusikalischer Vielfalt den fatalen Eindruck missglückter Sinfonik hinterließ. Da halfen auch die Beweglichkeit, Reinheit und Kultur des Stipendiatenensembles unter Andrea Lieberknecht (Flöte) und Dag Jensen (Fagott) wenig. Und in Janaceks Sextett "Mladi" (Jugend) mussten die Interpreten ihre volle Kompetenz einsetzen, damit die originellen Klangmischungen und die mal lyrischen, mal obskuren, mal ausgelassenen Stimmungen übersprangen.Es war Bläsermusik zur rechten (Sommer-)Zeit, aber am falschen Ort. Verständlich, dass in der Pause ungefähr zwei Dutzend der insgesamt 200 Besucher den Weg nach Hause antraten. Die allerdings haben das Beste verpasst. Die Flötisten Andrea Lieberknecht und Stipendiat Ernesto Villalobos brannten in den "Klangfarben-Spielen" von Miklos Kocsar (geboren 1933) ein Feuerwerk an Duo-Virtuosität ab - sieben skurrile, mal brillante, mal besinnliche und immer originelle Miniaturen.Lyrik trifft Brillanz

In Beethovens Quintett für Klavier und Bläser, op. 18, gab Stipendiat Robert Austen am Klavier genau die Verbindung aus Lyrik und Brillanz vor, die dieses Werk auszeichnet. Und unversehens stimmten trotz der Akustikprobleme und auch im Forte bei Oboe, Klarinette, Horn und Fagott die Strukturen, hoben sich führende und begleitende Instrumente deutlich voneinander ab. Das ist nicht nur Verdienst des vorzüglichen Ensembles. Beethoven war im Vergleich mit Reinecke wohl einfach der bessere Komponist. möStipendiaten der Villa Musica: Ernesto Villalobos, Flöte, Sandra Klein und Suna Park, Oboe, Christian Claus, und Susanne Scheer, Klarinette, Johannes Wache und Lisa Erchinger, Horn, Alicja Kieruzalska, Fagott, Robert Aust, Klavier. Leitung: Andrea Lieberknecht, Flöte, und Dag Jensen, Fagott.

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