Vinyl der Woche: Abenteuerland – Pur Der Eintritt kostet den Verstand ...

Serie · 25 Jahre ist es her, dass Pur mit einem der meistverkauften deutschsprachigen Alben das Abenteuerland erschaffen hat. Dabei entstand das Album aus einer Schreibblockade.

 Abenteuerland von PUR

Abenteuerland von PUR

Foto: Band

Komm mit mir ins Abenteuerland! Hach, diese Zeile kennt wohl (fast) jeder Deutsche. Kein Wunder, denn mit ihrem Album Abenteuerland veröffentlicht Pur vor 25 Jahren eines der erfolgreichsten deutschsprachigen Alben aller Zeiten. Aber Pur war nicht immer Pur ...

Denn als Roland Bless und Ingo Reidl, zwei Gymnasiasten aus Bietigheim, die Band 1975 gründen, nennen sie sich zunächst Crusade. Geprobt wird im Keller der örtlichen Pauluskirche, 1976 stößt Sänger Hartmut Engler zur Band. Als die Musiker 1980 anfangen eigene Songs zu schreiben, ändert sich auch der Name: Aus Crusade wird Opus. Doch auch dieser Name birgt ein Problem.

Sucht man sich heutzutage einen Bandnamen, dann ist es empfehlenswert, im Internet nachzuschauen, ob dieser bereits von einer anderen Gruppe besetzt ist. Das ist in den Achtzigern natürlich anders – und so wissen Hartmut Engler & Co. nicht, dass es in der österreichischen Steiermark ebenfalls eine Band namens Opus gibt. Erst als 1985 die Ösi-Opus-Version mit Live is Life den in Deutschland in diesem Jahr meistgespielten Song veröffentlicht, wird die Deutsche-Opus-Version darauf aufmerksam. Folglich gibt es also „nur“ noch die österreichische Version – die deutsche wird zu Pur.

Zwischen 1985 und 1991 veröffentlicht Pur sechs Studioalben, mit jedem steigt der Erfolg. 1993 schafft es Seiltänzertraum auf Platz zwei der deutschen Album-Charts.

Und dann ist da 1995 einen Texter mit einer heftigen Schreibblockade. Wie Hartmut Engler erklärt, fällt diesem wirklich nichts mehr ein. Doch dann geraten ihm alte Aufsatzhefte aus der Schulzeit in die Hände. Er bemerkt, wie viel Fantasie er damals hatte. Die Idee des Jungen, der die Erwachsenen in seine Fantasiewelt mitnimmt, ist geboren – und verkauft sich erstklassig.

Wobei der Erfolg des Albums nicht nur auf diesen einen Song zurückzuführen ist. Besonders zu Ich lieb’ dich und Ein graues Haar wird auch heute noch auf fast jedem Volksfest Disco Fox getanzt.

Der kommerzielle Erfolg wird deutlich, wenn man auf die meistverkauften deutschen Studioalben aller Zeiten schaut. Nur zweimal Herbert Grönemeyer (Mensch und 4630 Bochum) und Helene Fischer (Farbenspiel) toppen die abenteuerland’schen Verkaufszahlen. Mal ehrlich, wir sollten doch alle öfter ins Abenteuerland reisen, oder? Aber Vorsicht, der Eintritt kostet den Verstand.

In der Kolumne „Vinyl der Woche“ bespricht der Trierische Volksfreund wöchentlich eine Schallplatte, von Klassikern über Neuerscheinungen bis zu besonderen Alben. Alle Serienteile gibt es unter volksfreund.de/vinyl

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