Vinyl der Woche: Bette Davis Eyes – Kim Carnes Die verführerischsten Augen aller Zeiten

Serie · Bette Davis. Keine Diva, aber eine Hollywood-Legende. Und die Frau mit den wohl verführerischsten Augen der Geschichte, die Kim Carnes vor 40 Jahren auf Platz eins der Charts sang.

Vinyl der Woche: Bette Davis Eyes – Kim Carnes
Foto: Band

Sollte es das Standardbild einer Hollywood-Diva geben – Bette Davis war galaxienweit davon entfernt. Die Schauspiellegende rauchte Dutzende Zigaretten täglich. Ihr Getränk: Gin mit Orangensaft. Ehemänner: Vier. Liebhaber: Zahlreiche. Auf ihren Grabstein ließ sie 1989 den Spruch „Sie machte es auf die harte Tour“ meißeln. Und doch ist nichts davon das, wofür Bette Davis wohl auf Ewigkeit in Erinnerung bleiben wird. Es sind ihre Augen. Groß. Herausstechend. Von Kim Carnes in einem Welthit besungen, der vor 40 Jahren auf Platz eins der deutschen Charts stand.

Dabei ist es nicht Kim Carnes, die Bette Davis Eyes schreibt. Bereits 1975 erscheint der Song auf dem Jazz-Album New Arrangement von Jackie DeShannon. Sie schreibt ihn gemeintsam mit Donna Weiss. Als Ideengeber dient der 1942er-Film New Voyager (deutscher Titel: Reise aus der Vergangenheit).

Einige Jahre nimmt sich Kim Carnes dem Song, der von einer Frau handelt, die durch ihre Betty-Davis-ähnlichen Augen zur Verführerin wird, an und macht ihn zum Welthit. Neun Wochen bleibt er in den USA auf Platz eins, sieben in Deutschland. Und das auf dem vielleicht schlechtesten Schlagzeug der Musikgeschichte. Denn der Produzent des Songs schickt damals seinen Assistenten los. Er soll das billigste Schlagzeug (und vor allem das, das am billigsten klingt) besorgen, das er finden kann. Sie packen dieses mit einem Synthesizer zusammen und finden den Sound, den sie suchen. Eine „perfekte“ Version des Songs gibt es absichtlich nicht, die veröffentlichte Aufnahme ist ein Live-Mitschnitt, die Mischung der erste Rohmix. Die Energie dieser Version sei die beste gewesen, erklärt Produzent Val Garay später.

Kim Carnes singt den Song perfekt. Erst ihre unverwechselbare Stimme macht ihn zu einem Welthit. Derart rau und rauchig, dass man das Gefühl haben könnte, dass sie nur ein Playback über einen Rod-Stewart-Song aufgenommen habe.

Dass ihre Augen durch den Song als das verführerische Detail dargestellt werden, das sie sind, gefällt Bette Davis. Die zweimalige Oscar-Gewinnerin (bei zehn Nominierungen) schreibt einen Brief an Kim Carnes. Sie bedankt sich, dass die Sängerin sie „zu einem Teil der modernen Zeit“ gemacht hat.

 Als hätte Bette Davis das nicht selbst getan. Eine letzte Anekdote aus dem Leben der Filmqueen, die 1989 ihrem Kreisleiden erlag: Als sie auf einer Party wieder einmal über ihre einstige Konkurrentin Joan Crawford lästerte, machte man sie darauf aufmerksam, dass diese 1977 gestorben sei. Davis' Antwort: "Nur weil ein Mensch tot ist, heißt das nicht, dass er sich ändert."

Christian Thome

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