Vinyl der Woche: Butterfly – Danyel Gérard Danyel, für diese Kolumne kannst du Facebook danken!

Serie · Vor 50 Jahren stieg Butterfly von Danyel Gérard auf Platz eins der deutschen Charts ein und blieb dort für ganze 15 Wochen. Ein Grund für Gratulationen. Oder?

 Butterfly - Danyel Gerard

Butterfly - Danyel Gerard

Foto: Band

Soziale Netzwerke machen uns zu besseren Menschen. Besonders Facebook. Eine These, so steil wie die Arenaloop-Rutsche im Saarbrücker Spaßbad Calypso, ne? Aber ... Trommelwirbel ... ich kann sie begründen. Nur der Einstieg wird kompliziert. Denn wie komme ich jetzt vom sozialen Netzwerk mit dem kleinen f und einer Rutsche, die fast kerzengerade zehn Meter in die Tiefe führt, auf das Thema der heutigen Kolumne – Butterfly von Danyel Gérard? Geht nicht? Unterschätzen Sie mich nicht, liebe Leser. Denn Facebook sorgt dafür, dass wir auch Menschen gratulieren, bei denen wir es im echten Leben (kennen Sie noch?) nicht tun würden. Und da ich Facebook nutze, sage ich heute: Glückwunsch, Butterfly – vor 50 Jahren bist du auf Platz eins der deutschen Charts gestiegen!

Ich möchte vorab noch einmal betonen (wie eigentlich bei jeder Schlager-Kolumne): Ich mag dieses Genre nicht sonderlich. Aber eine der schönen Facetten unserer wöchentlichen gemeinsamen Reise ist es, dass ich meine Meinung schreibe, an der Sie sich gerne stören, reiben oder ergötzen können. Kur­zer Einschub: Wenn Sie eines dieser Dinge tun – schreiben Sie mir eine E-Mail (c.thome@volksfreund.de). Ich verspreche, dass ich mich freue und Ihnen antworten werde. Weil Facebook mich zu einem netteren Menschen gemacht hat.

Wir schweifen ab. Für mich ist die Gratulation an Butterfly das Gleiche, wie bei Facebook an die Pinnwand eines „Freundes“ zu schreiben: „Alles Gute zum Geburtstag, bleib wie du bist!“ – Und den Gedanken zu unterdrücken, der meine Finger auf den Tasten schreiben lassen würde: „Glückwunsch. So’n bisschen charakterliche Veränderung würde schon nicht schaden.“ Die Pandemie und zweifelhafte Posts solcher „Freunde“ haben dieses Phänomen verstärkt. Aber Facebook hat mich zu einem netteren Menschen werden lassen!

Und deswegen – vollkommen ohne Unterdrücken-dessen-was-ich-eigentlich-schreiben-will: Alles Gute, Butterfly! Die finalen 26 Zeilen der dieswöchigen Kolumne gehören nur dir. Du verdienst das. Selten hat ein Song so harmlos eine Frau gleichzeitig als wundervolle Geliebte als auch als leichtlebige Frau bezeichnet. Letzteres dadurch, dass Butterfly (deutsch: Schmetterling) in außereuropäischen Kulturen gerne als Synomyn dafür gebraucht wird, dass eine Frau von Blüte zu Blüte (oder von Mann zu Mann) fliegt. Selten – ach was, wohl noch nie – war ein Song mit so wenigen musikalischen Finessen so erfolgreich. 13 Millionen verkaufte Exemplare in sieben Sprachen! Mindestens 54 Coverversionen! Von den Amigos bis zu Bata Ilic – alle Großen haben sich an dir versucht.

Na, fanden Sie diese Kolumne nett? Ja, oder? Sehen Sie, Facebook macht uns zu netteren Menschen. Ich möchte Sie dennoch nicht ermutigen, sich dort anzumelden. Denn nett sein ist ganz einfach, dafür brauchen wir kein soziales Netzwerk.

In der Kolumne „Vinyl der Woche“ stellt der Trierische Volksfreund wöchentlich eine Schallplatte vor – von Neuerscheinungen, über besondere Alben bis hin zu Klassikern. Alle Serienteile finden Sie hier.

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