Vinyl der Woche: Kim Wilde - Kim Wilde Ein Wilde(s) Familienunternehmen

Serie · Am Mittwoch feiert Kim Wilde ihren 60. Geburtstag. Ein Blick zurück auf ihre musikalischen Anfänge – bei denen besonders ihre Familie eine entscheidende Rolle spielte.

 Kim Wilde von Kim Wilde

Kim Wilde von Kim Wilde

Foto: Band

Hertfordshire. Der Süden Englands. Wir schreiben das Jahr 1980. Ricky Wilde ist 19 Jahre alt und feilt an seinem Übergang vom Kinderstar zum „erwachsenen“ Musiker. Wilde, der acht Jahre zuvor mit I am an Astronaut seine erste Single veröffentlicht hatte, fällt es schwer, seine Songs im Vereinigten Königreich zum Erfolg zu führen. Nur in Skandinavien und Spanien hat er einige Hits. Als er 1980 – noch mit seiner Familie zusammenlebend – an neuem Material arbeitet, bittet er seine Schwester, im Hintergrund eines Songs zu singen. Ricky Wilde bleibt die erfolgreiche Laufbahn als Solomusiker verwehrt, doch die Weltkarriere seiner Schwester Kim Wilde – die am Mittwoch 60 Jahre alt wird – beginnt.

Denn Mickie Most, Chef des Labels RAK Records, wird durch den Hintergrundgesang beim Song ihres Bruders auf Kim Wilde aufmerksam. Noch am selben Tag erkennen Ricky und sein Vater Marty Wilde (einer der erfolgreichsten britischen Rocksänger der 1960er-Jahre) die Chance. Sofort beginnen sie, den Song Kids in America zu schreiben. Dazu nutzen sie einen Synthesizer, den sich Ricky eigentlich für seine Projekte gekauft hatte. Ein pulsierender Beat, den Ricky immer wieder spielt, wird zur Einstiegsmelodie in den Song, die heute weltweit bekannt ist.

Und Kim? Nun, die geht ins Studio, singt den Song ein. Das charakteristische „Whoah-oh“ im Refrain, das eigentlich als Gitarrenriff gedacht ist, wird von männlichen Backgroundsängern eingesungen.  Mickie Most erkennt das Potenzial des Titels, mixt ihn zusammen mit Marty fertig und packt ihn dann für ein Jahr in die Schublade. Im Januar 1981 erscheint Kids in America als Kim Wildes erste Single – die gleich zum Hit wird.

Der Song der bis dahin gänzlich unbekannten 20-Järigen verkauft sich so gut, dass einige Offizielle Betrug dahinter vermuten, weswegen Kids in America in seiner ersten Woche nicht in den Charts erscheint. Später erreicht der Song dann doch Platz zwei der britischen Single-Charts und verkauft sich in den ersten acht Wochen mehr als eine halbe Million mal.

Was nun startet, ist Wildes Familienunternehmen-Erfolgsrezept. Ricky und Marty schreiben die Songs, Kim macht sie zu Hits. Schritt für Schritt arbeitet sich die Familie zum ersten Album. Dem ersten Schritt mit Kids in America folgt der zweite im April 1981. Chequered Love erreicht Platz vier der britischen, Platz zwei der deutschen und niederländischen Charts. Der Song beweist, dass Kim Wilde kein One-Hit-Wonder ist.

Schritt drei folgt dann im Juni 1981 mit dem Album Kim Wilde. Dieses erreicht Platz drei der britischen Album-Charts, Platz eins in Deutschland und Schweden. Auch beim Coverdesign wird deutlich, dass die Wildes wissen, wie die Mühlen im Musikbusiness mahlen: Wie Kim Wilde später in einem Interview erzählt, ist es zu dieser Zeit unangebracht, wenn eine Frau versucht alleine in der Popmusik Karriere zu machen. Also stellen sich drei Männer beim Fotoshooting hinter Kim: Ihr Bruder Ricky, ihr späterer Freund Calvin Hayes und Gitarrist James Stevenson. Doch im Vordergrund steht klar Kim Wilde. Ein gewiefter Schachzug.

In den nächsten Jahren festigt Kim Wilde ihren Erfolg. Sie wird zur britischen Musikerin mit den meisten Hit-Singles in den Achtzigern in ihrem Heimatland. Und bis heute zu einer Ikone des weiblichen Pop. Ihr Bruder schreibt die meisten ihrer Songs. Aus dem Kinderstar wird das Gehirn hinter den Wilde-Hits.

In der Kolumne „Vinyl der Woche“ stellt der Trierische Volksfreund wöchentlich eine Schallplatte vor – von Neuerscheinungen, über besondere Alben bis hin zu Klassikern. Alle Serienteile gibt es hier.

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