Vinyl der Woche: Level Headed – Sweet Sweet und der flüssige Feind

Alkohol und Drogen können nicht nur Musikkarrieren, sondern auch Leben zerstören. Ein Beispiel ist Brian Connolly, Frontmann der Band Sweet. In der Serie Vinyl der Woche geht es diesmal um das letzte gemeinsame Album von Sweet und Connolly.

 Level Headed von Sweet

Level Headed von Sweet

Foto: TV/Christian Thome

Achtung, diese Geschichte hat kein Happy End. Versprochen, das hat absolut nichts mit der Corona-Krise zu tun. Diese Kolumne handelt von Drogen und Alkohol – und wie sie uns begnadete Musiker und exzellente Bands nehmen können. Festgemacht am Beispiel von Sweet und ihrem Album Level Headed.

Alles beginnt im Jahr 1968. Vier britische Jungs gründen in der ehemaligen Grafschaft Middlesex (heute Verwaltungsbezirk Greater London) die Band Sweet Shop, die sie wenig später in The Sweet umbenennen. Der Start einer Erfolgsgeschichte.

Brian Connolly, Andy Scott, Steve Priest und Mick Tucker schaffen es schon 1971 mit der Singe Co-Co auf Platz eins der deutschen und Platz zwei der britischen Charts. Spätestens das Album Sweet Fanny Adams (1974) sowie die Singles Block Buster!, The Ballroom Blitz und Hell Raiser katapultieren die Glamrocker in die Elite ihre Genres und etablieren sie als Dauerbrenner an den Chartspitzen. Der Sound: Eine Mischung aus fröhlichem Glam- und Hard-Rock. Wieder ändert sich der Name, aus The Sweet wird nur Sweet.

Ändern soll sich auch die Musik. Und das tut sie auf dem Album Level Headed (1978). Die Briten experimentieren, wandeln sich von den harten Jungs zu melodischen Pop-Rockern. Sweet beweist Mut, koppelt das sechsminütige Love is like Oxygen als Vorabsingle aus. Im Nachhinein ein Schachzug, der sich bezahlt macht: Der Song und der neue Sweet-Sound entwickeln sich zum Hit.

Er hält sich unter anderem ein halbes Jahr in den Top-10 der US-Charts. Auch das Album wird ein Erfolg. Nicht der größte der Band (Platz 15 der deutschen Album-Charts), aber einer, der die Ernsthaftigkeit der Briten unterstreicht. Das zeigt auch das Cover, auf dem sich Connolly & Co. in weißen Shirts mit ernster Miene zeigen. Nix mit Glamrock, nix mit ausgefallenen Kostümen. Alles gut, oder?

Nein. Denn die extremen Alkoholprobleme und der daraus resultierende schlechte Gesundheitszustand von Frontmann Brian Connolly sorgen immer wieder für interne Streitigkeiten. Der Alkohol zerstört Connolly. Dieser flüssige Feind entzweit die vier Jungs, Connolly verlässt die Band 1979, macht alleine weiter – ohne großen Erfolg. Auch Sweet kann nicht mehr an den Sound früherer Tage anknüpfen. Trauriges Ende: Brian Connolly stirbt 1997 mit 51 Jahren.

Level Headed bleibt ein geniales Album. Und ein Gedankenspiel, was uns von Sweet noch hätte erreichen können. Wäre da nicht der Alkohol.

In der Serie Vinyl der Woche beleuchtet der Trierische Volksfreund jede Woche eine Schallplatte. Alle Serienteile gibt es unter volksfreund.de/vinyl

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