Vinyl der Woche: Ride This Train – Johnny Cash Johnny und der Traum vom Lagerfeuer

Happy Birthday, Johnny Cash! Am 26. Februar 2020 wäre die Country-Legende 88 Jahre alt geworden. Zu seinem Ehrentag geht es in der Serie Vinyl der Woche um sein erstes Konzeptalbum Ride This Train. Warum ein Album über unschöne Themen Probleme bekämpfen kann.

 Ride This Train von Johnny Cash

Ride This Train von Johnny Cash

Foto: TV/Christian Thome

Ach, was könnte das Leben schön sein. Stellen Sie sich vor: Ein Lagerfeuer, Sie sitzen dort mit Ihren besten Freunden. Sternenklarer Himmel, Glühwürmchen schwirren umher. Einer der Jungs packt die Gitarre aus, erzählt und singt. Egal, wie traurig Geschichte und Songtext sein mögen – sie klingen sanft, wohltuend und irgendwie beruhigend.

Wie bei Johnny Cash. Obwohl, nicht ganz so gut wie bei Johnny Cash. Denn niemand, wirklich niemand hat eine so beruhigende Stimme wie die Country-Legende. Am 26. Februar 2020 wäre Cash 88 Jahre alt geworden geworden – vor 60 Jahren veröffentlichte er  sein erstes Konzeptalbum Ride This Train.

32 Minuten. Mehr braucht Cash für das Meisterwerk nicht. Nur grob die Hälfte dieser Zeit singt er. In den restlichen Minuten spricht er einfach nur, erzählt Geschichten über Themen wie Kohleabbau, Einsamkeit, einen Sklavenhalter. Das sind alles keine Themen, die ein Lächeln aufs Gesicht zaubern. Johnny Cash schafft das trotzdem, weil seine inbrünstige und ruhige Stimme einen Zauber innehat, der Sorgen vergessen lässt.

Ride This Train könnte natürlich auch eine Sammlung von Liedern über Züge sein, mehr nicht. Doch schon auf dem Platten-Cover verrät Cash, dass er den Hörer mit auf eine Zugfahrt quer durch Amerika mitnimmt.

Damit jener Hörer die Augen schließen und sich in das Amerika der 50er-Jahre versetzen kann, leitet die Country-Legende jede der Geschichten mit dem Geräusch eines fahrenden Zuges ein.

Dann sagt er: „Ride this train“, und die Geschichte beginnt. Bis auf Old Doc Brown, bei dem er vier Minuten von einem armen Landarzt erzählt, der vereinsamt stirbt, laufen die Songs nach dem gleichen Schema ab: reden, anspielen, singen. Der beste Song ist Lumberjack, die Geschichte eines Holzfällers. Die klingt zwar beim ersten Hören so einfach, als könne sie jeder nachspielen, doch niemand, wirklich niemand wird sie so einzigartig darbieten können wie Johnny Cash.

Als Cash 2003 stirbt, verliert die Musikwelt einen ihrer Größten. Ach, was wäre das schön, wenn man mit ihm an einem Lagerfeuer sitzen könnte.

In der Serie Vinyl der Woche beleuchtet der Trierische Volksfreund wöchentlich eine Schallplatte. Alle Serienteile finden Sie hier.

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