Vinyl der Woche: Snow White And The Seven Dwarfs – Frank Churchill Der Mann, der Kinderleben veränderte

Serie · Stellen Sie sich vor, es hätte nie einen Elton-John-Soundtrack zu König der Löwen gegeben. Phil Collins hätte nie Tarzan besungen. Hätte alles passieren können, wäre da nicht Frank Churchill gewesen, der am Mittwoch 120 Jahre alt geworden wäre.

 Snow White And The Seven Dwarfs - Frank Churchill

Snow White And The Seven Dwarfs - Frank Churchill

Foto: Disneyland

Selten fiel die Entscheidung, welches Album es in die Vinyl der Woche schafft, derart leicht. Snoop Dogg wird am Mittwoch 50! Wie könnte ich also anders, als über einen der prägendsten Musiker zu schreiben, der Millionen von Kindern und Jugendlichen seit Jahrzehnten begleitet? Der den Weg geebnet hat für etliche andere weltbekannte Songs seines Genres? Dessen Melodien Ohrwürmer garantieren und uns durch etliche Lebenssituationen begleiten? Oh ... ich habe ganz vergessen, Ihnen Bescheid zu sagen: Ich schreibe nicht mehr über Snoop Dogg. Es gibt einen viel prägenderen Musiker, der am Mittwoch 120 Jahre alt geworden wäre: Frank Churchill.

Kennen Sie nicht? Sollten Sie aber. Unbedingt. Ich helfe Ihnen auf die Sprünge. Mögen Sie Disney-Filme? Ich liebe sie. Filme, deren Ideen zunächst banal erscheinen, die uns dann aber (auch als Erwachsene) elementare Dinge über das Leben lehren. Ein wichtiger Punkt dabei sind die jeweiligen Soundtracks. Hier kommen wir zu Frank Churchill, denn er ist der Erfinder dieser legendären und lehrreichen Songs, die Generationen verbinden.

Aber werfen wir ganz klassisch einen Blick auf die Geschichte des Frank Churchill. Diese hat mit Disney-Filmen sehr viel gemein. Sie erzählt teilweise davon, seinem Traum nachzueifern. Aber zugleich auch von großem Leid.

Frank Churchill liebte die Musik schon immer. Mit 15 spielte er in Theatern Klavier. Seine Eltern jedoch sahen die Musik nicht als den Job an, dem ihr Sohn nachgehen sollte. Also begann Churchill ein Medizinstudium in Kalifornien. Er brach dieses jedoch ab, um seinem Traum, der Musik, nachzugehen. 1930 wurde er Teil der Walt Disney Studios, für die er zunächst Vertonungen für Kurzfilme schrieb. Dann kam das Jahr 1933 – und drei kleine Schweine veränderten sein Leben.

Der Film Three Little Pigs wurde ein großer Disney-Erfolg. Nicht zuletzt aufgrund des Songs Who‘s Afraid of the Big Bad Wolf. Disney traf eine wegweisende Entscheidung: Die Musik müsste in Zukunft elementarer Bestandteil der Filme sein. Churchill stieg intern auf und komponierte 1937 den Soundtrack zu Disneys erstem animierten Spielfilm: Schneewittchen und die sieben Zwerge (Snow White and the Seven Dwarfs). Von 25 Songs, die Churchill und sein Team schrieben, schafften es nur fünf in den Film. Aber: Vor allem drei von ihnen sind legendär. I‘m Wishing, Heigh Ho und natürlich das finale Some Day My Prince Will Come.

Seinen Erfolg manifestierte Churchill danach durch die Soundtracks zu Dumbo (Oscarnominierung, 1941) und Bambi (zwei Oscarnominierungen, 1942).

Hier schließt sich der Kreis. Die Nominierungen für Bambi, einen der traurigsten Disney-Filme, sollte Frank Churchill nie erleben. Nach Abschluss der Arbeiten beging er Suizid. Immer wieder gab es Gerüchte, dass ein Disput mit Walt Disney der Auslöser hierfür gewesen wäre. Dem ist aber wohl nicht so: Vielmehr war Churchchill depressiv und trank viel Alkohol, nachdem zwei enge Freunde einige Monate zuvor gestorben waren.

Ohne Frank Churchill hätte sich Disney vielleicht nie derart stark auf seine Songs konzentriert. Phil Collins hätte vielleicht nie Tarzan durch den Dschungel begleitet. Elton John nie mit Simba und Mufasa den „ewigen Kreis“ besungen. Belle hätte sich nie zum Gesang von Ariana Grande und John Legend in das Biest verliebt. Schreckliche Vorstellungen. Sorry, Snoop. Da kannst du nicht mithalten.

In der Kolumne „Vinyl der Woche“ stellt der Trierische Volksfreund wöchentlich eine Schallplatte vor – von Neuerscheinungen, über besondere Alben bis hin zu Klassikern. Alle Serienteile finden Sie hier.

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