Vinyl der Woche: Tapestry – Carole King Wenn eine Freundschaft zu fünf Grammys führt

Serie · Vor 50 Jahren schaffte es Carole King von der „Frau im Hintergrund“ zur mehrfachen Grammy-Preisträgerin – alles mit ihrem Album Tapestry. Doch die Platte hätte es ohne einen ihrer Freunde wohl nie gegeben.

 Carole King - "Tapestry"

Carole King - "Tapestry"

Foto: Band

In den 1960er-Jahren ist Carole King eine der angesehensten Songwriterinnen der Welt. Gemeinsam mit ihrem Ehemann Gerry Goffin liefert sie den großen Stars zu. King komponiert, Goffin schreibt die Texte. Den Ruhm für die Stücke erhalten jedoch andere: Die Beatles, Aretha Franklin und Dusty Springfield sind nur einige Namen in der Riege derer, die King-Goffin-Songs zu Hits machen. Doch Ende des Jahrzehnts trennt sich Carole King von ihrem Ehemann – und findet mit James Taylor einen guten Freund, der ihr Leben verändern wird. Denn Taylor ermutigt sie zum Album Tapestry, das am Mittwoch vor 50 Jahren erscheint und Carole King aus dem Schatten der großen Stars ins Rampenlicht katapultiert.

Wobei der erste Versuch aus dem Schatten herauszutreten scheitert. 1970 veröffentlicht Carole King das Album Write, das kommerziell alles andere als ein Erfolg wird. Doch James Taylor gibt nicht auf. Er ermutigt seine Freundin, es noch einmal zu versuchen. Taylor ist damals um einiges bekannter als King und bietet an, auf dem Album als Gastmusiker mit dabei zu sein. Das trifft sich gut, denn James Taylor nimmt im Studio nebenan gerade sein drittes Album Mud Slide Slim and the Blue Horizon auf. Eine glückliche Begebenheit, die beiden nützt.

Denn auf Carole Kings Album ist ein Song, der James Taylor besonders begeistert: You’ve Got A Friend. Taylor bittet darum, den Song selbst ebenfalls aufnehmen zu dürfen – Carole King hat damit kein Problem. Es entsteht eine Situation, die heute nahezu unvorstellbar ist: Ein Song erscheint zeitgleich in unterschiedlichen Versionen von zwei verschiedenen Künstlern – und wird zweimal erfolgreich.

Die Version des James Taylor mausert sich zu dessen kommerziell erfolgreichster Single und seinem einzigen Nummer-eins-Hit. Bei Carole King überzeugt der Titel vor allem eingebettet in den Rest des Albums Tapestry, das sich auch deswegen 25 Millionen Mal verkauft. Tschüss, Schatten!

Die Entstehungsgeschichte spiegelt sich im Album wieder. So thematisieren neben You’ve Got A Friend auch die Songs So Far Away und Home Again die Tatsache, dass Freunde ebenso wichtig sein können, wie Familie. Das Album kommt mit geringen Mitteln aus, wird innerhalb von zwei Wochen für nur 15 000 Dollar produziert. Umso beeindruckender: Bei der Grammy-Verleihung 1972 schafft King als erste Frau den „Grand Slam“: Prämiert werden Tapestry (Album des Jahres, Beste weibliche Gesangsdarbietung), It’s Too Late (Single des Jahres) und You’ve Got A Friend (Song des Jahres). Eine weitere Trophäe erhält sie, weil die Taylor-Version als Beste männliche Gesangsdarbietung ausgezeichnet wird.

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