Vinyl der Woche: The Soul Cages – Sting Wie ein Schiff Stings Schreibblockade löste

Serie · Was haben Journalisten, Studenten und Weltklasse-Musiker gemeinsam? Sie alle litten wohl schon einmal an einer Schreibblockade. So auch Sting, vor seinem Album The Soul Cages, mit dem er vor 30 Jahren Platz eins in den Charts übernahm. Was dem Briten aus der Blockade half.

 The Soul Cages von Sting

The Soul Cages von Sting

Foto: Band

Rein musikalisch läuft es Anfang der Neunziger für Sting. Seine Band The Police ist Geschichte, die beiden ersten Soloalben The Dream of the Blue Turtles (1985) und … Nothing Like the Sun (1987) verkaufen sich gut. Da sollte es doch kein großes Problem sein, an diesen Erfolg anzuknüpfen, oder? Naja ... leider gibt es da etwas, das Musiker (und übrigens auch Journalisten) das Leben schwer machen kann: die Schreibblockade. So auch bei Sting. Der Brite  kann diese für sein Album The Soul Cages – das vor 30 Jahren auf Platz eins der Charts steht – überwinden. Aber wie? Dazu später mehr.

Als Sting die Arbeit an The Soul Cages beginnt, hat er seit fast drei Jahren nichts mehr geschrieben. Er hat einfach keine Ideen. „An einem Punkt dachte ich: ‚Das war’s, ich bin ausgetrocknet’“, gesteht der Ex-Police-Frontmann später in einem Interview. Er versucht sich in die Kreativität hineinzudrängen. Der Brite engagiert drei Musiker und einen Produzenten, bucht ein Aufnahmestudio in Paris. Es entsteht jede Menge Musik – aber keine Worte. Sting versucht alles. Lange Fahrten. Lange Spaziergänge. Lange Bäder. Immer noch keine Wörter. Er wendet sich sogar an Bruce Springsteen und fragt: „Hast du einige schlechte Songs, die du nicht willst?“

Springsteen bietet ihm einige an, doch Sting lehnt ab. Die Deadline für das Album rückt näher und näher. Um einen Ausweg aus der Blockade zu finden, geht Sting einen Schritt zurück. Ach, was heißt einen ... etliche Schritte. Bis zu seiner ersten Erinnerung. Zurück nach Wallsend, einem Vorort von Newcastle upon Tyne. Zurück zu seiner ersten Erinnerung. Zurück zu den Schiffen, im Hafen, neben dem er aufwuchs.

Die erste Erinnerung seines Lebens, erklärt Sting später, ist ein riesiges Schiff, das ihr Haus überragt. Diesen Gedanken bezeichnet er als Geschenk des Himmels. Der Musiker sitzt alleine in seinem Haus und murmelt Wörter vor sich hin. Das Murmeln wird lauter und entwickelt sich zu Gesang. Ab diesem Moment sprudeln die Ideen nur so aus dem sting’schen Kopf. Etliche handeln vom Meer, alle sind auf irgendeine Weise mit Stings 1989 verstorbenem Vater verbunden.

Sting erkennt: Trotz des schwierigen Verhätnisses zu seinem Vater, trifft ihn dessen Tod härter als gedacht. Das Nichtzulassen der Trauer offenbart sich als Grund für die Schreibblockade. Als er das erkennt, löst sich die Blockade. Vier Wochen später stehen die Texte für Stings erstes Nummer-eins-Album in Deutschland, die er mit den vorher geschrieben musikalischen Fragmenten zusammensetzt.

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