Vinyl der Woche Use Your Illusion I & Use Your Illusion II – Guns N‘ Roses Ein Boxkampf über vier Runden: Guns n’ Roses gegen Guns n’ Roses

Serie · Zwei Alben an einem Tag veröffentlichen? Kein Problem für Guns n’ Roses. Vor 30 Jahren erscheinen zwei Teile von Use Your Illusion. Beide erfolgreich. Beide legendär. Beide Teil der Musikgeschichte. Doch wir müssen es ein für alle Mal klären: In einem Boxfight im Madison Square Garden (jede andere Arena wäre diesem Kampf nicht würdig): Wer würde gewinnen?

 Guns N' Roses - Use your Illusion I

Guns N' Roses - Use your Illusion I

Foto: Band

Runde 1: Das schönere Cover

 Guns N' Roses - Use your Illusion II

Guns N' Roses - Use your Illusion II

Foto: Band

Die Definition des Wortes „Geschmackssache“. Beide Cover sind bis auf ihre Farbe exakt gleich und zeigen einen Ausschnitt des Gemäldes „Die Schule von Athen“ von Raffael, das im 16. Jahrhundert entstand. Der Punkt geht hier dennoch klar an Teil 2. Rot und gelb – die Farbgebung von Teil 1 – waren noch selten eine gute Kombination (politische Andeutungen in Richtung SPD und FDP sind ausdrücklich nicht gewollt). Für die Fußballfans, die einen Beweis benötigen: Schauen Sie sich das Auswärtstrikot des Karlsruher SC aus der Saison 2009/10 an. Kein Wunder, dass der KSC damals nur Zehnter in der 2. Bundesliga wurde. 0:1.

Runde 2: Die besseren Gitarren

Einer der größten Unterschiede der Alben ist der Gitarreneinsatz. Während Teil 2 sehr blueslastig ist, kommt Teil 1 ein ordentliches Stück härter daher. Wem hierbei was besser gefällt, muss jeder selbst entscheiden. Blicken wir auf die Gitarrensolos – besonders auf das Duell zwischen Double Talkin’ Jive auf Teil 1 und Breakdown auf Teil 2. Beides sehr ordentliche Solos des Herrn Slash. Doch Double Talkin’ Jive ist eigentlich kein Song, sondern ein 3:22-Minuten-langes Gitarrenmeisterstück. In einem Boxkampf verpasst der Song seinem Kontrahenten Breakdown den entscheidenden Haken, als die letzten Sekunden überraschend mit einer Akustik-Gitarre weggezupft werden. 1:1.

Runde 3: Der bessere Coversong

Dieses Duell könnte kaum prominenter sein. Bob Dylan tritt gegen Paul McCartney an. Knockin’ on Heaven’s Door (Dylan, Teil 2) gegen Live and Let Die (McCartney, Teil 1). Dennoch brauchen wir hier nicht lange diskutieren. Klar, die Live-and-Let-Die-Version ist makellos. Doch Knockin’ on Heaven’s Door ist episch. Die mit Abstand beste von etlichen Coverversionen. Allein beim Gedanken an die Live-Version bekomme ich Gänsehaut. Ein rechter Haken, es steht 1:2.

Runde 4: Die bessere Songanzahl

Beide Alben sind ungefähr gleich lang (76:04 bei Teil 1, 75:21 Minuten bei Teil 2). Der Unterschied: Während Teil 1 16 Songs benötigt, kommt Teil 2 mit 14 Tracks aus. Der entscheidende Treffer hier: Ein guter Song kann nie lange genug dauern. Um so besser, dass Teil 2 mit dem absoluten Meisterwerk Civil War auf 7:36 Minuten eröffnet. Dem gegenüber stehen 8:56 Minuten November Rain mitten in Teil 1. Einer der am überbewertetsten Songs der Band (ich vermute, hier entsteht Diskussionspotential ...). Für mich gewinnt auch hier Teil 2 ... und streckt nach vier Runden und einem 1:3-Punktsieg den Titel nach oben. Aber auch Teil 1 hat einen guten Fight geliefert.

In der Kolumne „Vinyl der Woche“ stellt der Trierische Volksfreund wöchentlich eine Schallplatte vor – von Neuerscheinungen, über besondere Alben bis hin zu Klassikern. Alle Serienteile finden Sie hier.

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