Vinyl der Woche: Words – F.R. David Aus der Geldnot geboren
Serie · Die Pleite trieb ihn in die Arme der seichten Popmusik: Wie F. R. David vor 40 ganz kurz erfolgreich wurde.
Wirklich unerfolgreich ist Eli Robert David Fitoussi, kurz F. R. David in den Siebzigern nicht. Der gebürtige Tunesier mit französischem Pass spielt zum Beispiel 1972 Gitarre und Percussion auf dem Album Earth des griechischen Electro-Pioniers Vangelis. Nachdem „seine“ französisch-marokkanische Hard-Rock- und Electric-Blues-Band Les Variations scheitert, arbeitet er für fünf Jahre in den USA als Studiomusiker. Auf der Liste der Musiker, mit denen er aufnimmt, stehen unter anderem Ray Charles, Toto und die Doobie Brothers. Erfolge, die für viele Musiker bereits eine Karriere definieren und ausreichen würden. Wäre da nicht die Sache mit der Kohle ...
Denn viel bleibt durch die Studiomusik bei David nicht hängen. Mit leeren Taschen kommt er 1981 in seine Heimatstadt Paris zurück. Was ihn noch retten könnte: der Mainstream. Etwas leichtes, tanzbares und nettes. Nichts, wonach sich das Musikerherz des Rockgitarristen F. R. David sehnt. Weil jedoch auch Musiker nicht von Luft und Liebe leben können, tauscht er seine Gitarre gegen den damals neumodischen Synthesizer und schreibt einen Song darüber, dass ihm die richtigen Worte fehlen, wenn er eigentlich nur sagen will: „Ich liebe dich!“
Words wird zum Riesenhit. Der Song verkauft sich mehr als acht Millionen Mal, steht heute vor 40 Jahren auf Platz eins der deutschen Single-Charts. Vor allem in Europa wird in vielen Clubs Disco-Fox getanzt. Die finanziellen Sorgen des Franzosen sind mit 35 Jahren durch einen Song vom Tisch. Eigentlich müsste er jetzt einfach nur so weitermachen, immer wieder seichte Tanz-Pop-Songs rausbringen und dann würde das schon klappen mit der Weltkarriere.
Das Problem ist jedoch Davids Einstellung. Denn irgendwie ist er Rockmusiker geblieben – was sich nicht nur daran zeigt, dass er doch niemals gänzlich auf sein Markenzeichen, die weiße Gitarre verzichtet. Der britischen Musikzeitschrift „Mojo“ sagt er einst, dass er nicht dem nächsten großen Hit hinterherrennen und schon gar nicht immer das gleiche tun wolle. Leider ist die Popmusik der 80er- und 90er-Jahre jedoch oftmals genau das: gleich. Synthesizer, bisschen Liebe in den Text, eventuell noch ausgefallene Klamotten in einem Video – zack, Hit.
Einen Hit landet F. R. David nach Words nie wieder. Seine nächsten beiden Singles erreichen mittlere Platzierungen in den deutschen Charts. Der Franzose bleibt das, was man ein One-Hit-Wonder nennt. Heute ist er 75, tourt noch ein bisschen und veröffentlicht neue Songs. Christian Thome