Vinyl der Woche Beds Are Burning – Midnight Oil Für die Ureinwohner

Kolumne · Die Pintupi wollten eigentlich nur weiterhin das tun, was ihr Leben seit Jahrtausenden prägte: Auf dem australischen Land als Nomaden leben. Dort, wo sonst keiner hinkommt. Weil das Land so schwer zugänglich und ebenso kompliziert zu bewohnen ist.

Beds are burning von Midnight Oil

Foto: v/Columbia

Die Ureinwohner gehörten zu den letzten verbliebenen isolierten Völkern. Doch dann, in den 1960er-Jahren, änderte sich alles. Ein Thema, mit dem sich Midnight Oil in ihrem größten Song Beds Are Burning auseinandersetzte.

Denn die australische Band konnte nicht kommentarlos mit ansehen, was mit den Pintupi geschah. Als Australien und Großbritannien beschlossen, in diesem Gebiet Atomraketen testen zu wollen, waren ihnen die Ureinwohner im Weg.

Wirklich gestört zu haben scheint das die Regierung jedoch nicht: Die Pintupi wurden umgesiedelt und mit anderen Stämmen vermischt. Teilweise sollen Familien Kinder weggenommen worden und in kirchliche Einrichtungen gegeben worden sein.

Midnight Oil konnte das nicht mit ansehen. Die Band war zuvor bereits in ihrer Heimat sehr erfolgreich, das Album Red Sails In The Sunset erreichte in Australien Vierfachplatin. Den weltweiten Durchbruch schafften sie jedoch mit Beds Are Burning. Sie bedienten sich einem bekannten Trick und verpackten ein ernstes und kritisches Thema in einen Sound, der zum Tanzen und Mitsingen motiviert, ohne sich viele Gedanken über das sich dahinter verbergende Unheil zu machen.

Viele haben sicher schon mal eine der bekanntesten Zeilen des Songs mitgesungen:

„The time has come,

A fact's a fact.

It belongs to them,

Let′s give it back“

Aber wer hat in der Disco daran gedacht, dass es sich dabei um eine Aufforderung handelt, den australischen Ureinwohnern ihr Land zurückzugeben?

Midnight Oil schreckten vor klaren politischen Statements nicht zurück. Bei der Schlusszeremonie der Olympischen Sommerspiele in Sydney 2000 sangen sie Beds Are Burning – komplett in Schwarz gekleidet, nur mit einem „sorry“ auf ihren Klamotten. Im Publikum war auch Premierminister John Howard (der Beds Are Burning übrigens zu seinem liebsten Midnight-Oil-Song kürte). Ihm galt die Botschaft auf den Shirts: Howard weigerte sich, sich bei den Ureinwohnern zu entschuldigen, für das, was er ihnen genommen hatte.

Nach und nach nahmen die sich übrigens ihr Land zurück. Wer wissen will, wie schön rund 400 von ihnen leben: Googeln sie mal „Kintore“. Christian Thome