Vinyl der Woche: Brown Eyed Girl – Van Morrison Die mit den braunen Augen

Serie · Eigentlich wollte Van Morisson über den Sex zwischen Menschen mit verschiedenen Hautfarben singen. Es wurden verschiedene Augenfarben.

 Brown Eyed Girl von Van Morrison

Brown Eyed Girl von Van Morrison

Foto: Vinyl Passion (H'Art)

Eigentlich sollte diese Kolumne von etwas anderem handeln. Hätte sich perfekt angeboten, dieser Jahrestag. Vor 40 Jahren veröffentlichte Cindy Lauper ihr Album She’s So Unusual. Im Kopf waren die Zeilen schon geschrieben. Aber da war noch was anderes in meinem Hirn: ein Ohrwurm. Schlalalalalalala, lala, lala bida. Erkennen Sie nicht? War auch schwierig. Brown Eyed Girl von Van Morrison. Ich war der Meinung, dass ich darüber schon einmal im Zuge dieser Kolumne geschrieben hätte. Nachgeschaut, erkannt: nicht der Fall. Man kann sich nicht alles merken. Zeit, das nachzuholen.

Wir schreiben also das Jahr 1967. Van Morrison ist gerade als Frontmann der Band Them ausgestiegen. Sein Ziel: Er will es als Solo-Künstler packen. Für den Nordiren, der mit Them durchaus erfolgreich war, scheint es damals kein Problem, einen Plattenvertrag zu bekommen. Nur kurz nach der Trennung klingelt das Telefon. Morrison fliegt nach Amerika und unterschreibt beim Produzenten Bert Berns.

Von da an läuft es wie geschnitten Brot: Morrison schließt sich mit anderen Musikern zusammen, nimmt acht Songs auf. Darunter: Brown Eyed Girl – was nur die zweite Wahl für den Songnamen ist. Denn eigentlich soll Vans größter Hit damals Brown-Skinned Girl heißen, also „Mädchen mit brauner Haut“. Der Inhalt: Ein weißer Mann liebt eine schwarze Frau. Was heute normal ist, läuft damals jedoch Gefahr, anzuecken. Fraglich, ob die damals noch recht prüden (aber für den Erfolg eines Songs unerlässlichen) Radiosender diesen Text spielen würden.

Offiziell ist das nicht der Grund, wieso Van Morrison damals aus der Haut etwas anderes macht und stattdessen über eine Frau mit braunen Augen singt. Es sei ihm einfach in den Sinn gekommen, den Text zu ändern, sagt der Nordire später. Doch selbst die „neue“ Version ist damals noch zu scharf. Morrison singt über die Jugend und über Sex. Zu mutig fürs Radio. Also schreibt Morrison damals eine entschärfte Version, die gespielt wird.

Das Glück des Nordiren: Für die Flower-Power-Szene passt die schärfere Version wie die Faust aufs Auge. Mit der Bewegung an sich will Van Morrison damals jedoch nichts zu tun haben. Brown Eyed Girl ist Morrisons erfolgreichstes Werk. Sein bestes ist es nicht. Das schafft er ein Jahr später, als er in nur drei Tagen mit Jazzmusikern das Album Astral Weeks produziert – eine bis dahin unbekannte Fusion aus Folk, Jazz und Blues.

Ach, keine Angst: Cindy Lauper habe ich nicht vergessen. Die kommt dann nächste Woche dran. Christian Thome

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