Vinyl der Woche: Der Junge mit der Mundharmonika – Bernd Clüver Zum Augen rollen

Serie · Vor 50 Jahren schaffte Bernd Clüver mit „Der Junge mit der Mundharmonika“ seinen Durchbruch. Und bringt unseren Autor heute zu einem sehr schlechten Witz.

 Der Junge mit der Mundharmonika

Der Junge mit der Mundharmonika

Foto: Hansa

Eines wissen Sie noch nicht über mich, liebe Leser: Im Freundeskreis bin ich teilweise bekannt dafür, Augenrollen hervorzurufen. Meist dadurch, dass ich einen extreeeem schlechten Witz mache. Manchmal zu zweideutig, teilweise unangebracht – aber in den meisten Fällen einfach eine objektiv gesehen grottenschlechte Wortumdeutung. Beispiel gefällig? Geduld, bitte. Erst müssen Sie sich durch die Welt des Schlagers kämpfen. Wir müssen Bernd Clüver ehren, der vor 50 Jahren zum ersten Mal an der Spitze der deutschen Singlecharts stand.

Eigentlich wollte ich jemand anderen ehren. Bob Marley schaffte ebenfalls vor 50 Jahren mit Catch A Fire seinen endgültigen Durchbruch. Damit aber auch genug der Gemeinsamkeiten zwischen Marley und Clüver (schräge Zeit damals, 1973, Musik war so vielfältig). Wieso ich mich für Bernd Clüver entschieden habe? Der 2011 verstorbene Sänger hätte am 10. April seinen 75. Geburtstag gefeiert.

Bernd Clüver wusste, wie man bei Frauen landet. Dafür spricht, dass er der ersten Ehe mit dem Model Ute Kittelberger einen zweiten Hochzeits-Teil mit Anja Hörnich folgen ließ, einer ehemaligen Miss Germany und Queen Of Europe. Aber er wusste auch, wie man aneckt. Er erregte 1976 Aufsehen damit, dass er in Mike und sein Freund zum ersten Mal im deutschen Schlager über Homosexualität sang. „Mama und Papa verzeiht, weil mir doch keiner helfen kann. Denn der einzige Mensch, der mich wirklich liebte, war ein Mann“ hieß es damals in der Coverversion von Under One Roof von The Rubettes. In den Charts schaffte es der Song immerhin unter die Top 50. In der ZDF-Hitparade oder der Sendung „disco“ durfte Clüver damit jedoch nicht auftreten. Im Gegenteil: Er soll von seinem Management dazu angehalten worden sein, doch bitte in Interviews immer wieder darauf hinzuweisen, dass er „so nicht sei“.

Aber zurück zu seinem Durchbruch. Der Junge mit der Mundharmonika, eine deutsche Version des Songs El chico de la armónica, brauchte viel Marketingarbeit. Was man damals alles tun musste: Bernd Clüver spielte extra in der Romanze „Zwei im 7. Himmel“ mit und sang den Song in einer Szene.

Ich hab Ihnen noch einen schlechten Witz versprochen. Ich musste beim Liedtitel darauf achten, an einer Stelle keine zwei a’s zu benutzen. Sonst hätte man denken können, es ginge um einen Jungen, dessen Mutter Monika heißt und einen Oberlippenbart trägt. In diesem Sinne, viel Spaß beim Augenrollen.

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