Vinyl der Woche: Eros – Eros Ramazzotti Coming-Out beim ersten Date

Serie · Schluss mit dem Versteckspiel! Ich mag Eros Ramazzotti. Jetzt ist es raus. Besser, als dass es bei einem künftigen ersten Date eine böse Überraschung gibt.

 Eros von Eros Ramazzotti

Eros von Eros Ramazzotti

Foto: BMG Ricordi

Diese Woche sprechen alle über Michael Jackson. Richtig so, denn am Mittwoch vor 40 Jahren erschien sein Album Thriller. Bis heute ist es die am häufigsten verkaufte Platte aller Zeiten – und sicherlich eine der besten. Wenn Sie also eine der zahlreichen Geschichten und Lobpreisungen des King of Pop lesen wollen, lesen Sie eine andere Zeitung. Wir machen hier heute etwas gaaaanz anderes.

Oft macht es doch am meisten Spaß, ungewöhnliche Dinge zu tun. Vom Mainstream, wie man das heute nennt, abzuweichen. Dahin zu gehen, wo es wehtut. Welche Musik tut vielen Menschen weh? Richtig, Eros Ramazzotti. Aus meiner Sicht zu Unrecht. Denn, und das wird Sie vielleicht schockieren, ich würde mich fast als Fan bezeichnen. Da Eros in den bisher 140 Ausgaben dieser wöchentlichen Kolumne noch nie erwähnt wurde, müssen wir das nachholen. Also, Anlass: Vor 25 Jahren stand der Italiener mit seinem Best-Of-Album Eros auf Platz eins der deutschen Charts.

Eros und die Fußball-WM in Katar haben etwas gemeinsam. Okay, die Italiener spielen nicht mit (sorry, Eros, der musste sein). Der Popsänger und das umstrittene Turnier teilen das gleiche Versteckspiel. Fangen wir bei der WM an. „Ich guck‘ das nicht, ich boykottiere“, betonen viele Fans immer wieder. Komisch, wo kommen dann die 17 Millionen Fernsehzuschauer bei der Partie Deutschland gegen Spanien her?

Und wo kommen die 1,2 Millionen verkauften Eros-Platten alleine in Europa und den ersten beiden Tagen Ende 1997 her, wenn alle den Typen so seicht und schnulzig finden? Dieses Phänomen gibt es übrigens auch in der Zeit des Streamings. Nennt sich „Spotify Jahresrückblick“, den die App ihren Usern zur Verfügung stellt. Taucht da dann etwas wie Eros Ramazzotti (oder bei mir Roland Kaiser, schuldig im Sinne der Anklage) auf, sagt man schnell: „Ääääh, das war ich nicht, da muss jemand in meinem Account drin gewesen sein.“

Kann man sich in dem Fall aber sparen. Denn irgendwann fällt es auf. Spätestens beim ersten Date in der Pizzeria, wenn Se bastasse una canzone läuft und man mitsummt. Dann hat man sein Coming-Out als Eros-Fan. Ach, wenn wir beim Thema Pizza sind: Ich dachte übrigens bis vor Kurzem, dass es nicht „canzone“ (also italienisch für „Lied“), sondern „calzone“, zusammengeklappte Pizza, heißen würde. Kein Witz. Und ich wette, ich bin nicht der einzige, dem es so ging!

Und ich wette, ich bin nicht der einzige, der Eros Ramazzotti mag. Oder?

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