Vinyl der Woche: Metal Health – Quiet Riot Hoppla, Platz eins
Serie · In dem Jahr, in dem Michael Jackson mit Thriller die Charts dominierte, schaffte Quiet Riot Historisches. Wenn auch nur für eine Woche. Wie haben die das gemacht?
Keine Ahnung, wie das passiert ist. Ich spreche nicht von mir und rezitiere keine Entschuldigung an meine Mutter, wenn ich etwas kaputt gemacht habe. Ich spreche von einem großen Erfolg. Von der Band Quiet Riot, die vor 40 Jahren mit ihrem Album Metal Health die Spitzenposition in den US-Albumcharts erreichte. Nie zuvor war das einer Gruppierung mit einem Heavy-Metal-Album gelungen. Wie konnte es dazu kommen, dass die Jungs, die man heute kaum noch kennt, plötzlich besser waren als The Police und Michael Jackson.
Kein Plan, bin ehrlich. Zwei Erklärungsversuche könnten sein, dass das Album musikalisch wirklich gut und der Name in Anspielung auf psychische Gesundheit ein absolut perfekter Wortwitz ist. Aber ob geschätzt sechs Millionen Menschen deswegen eine Platte kaufen? In dem Jahr, in dem Thriller vom King Of Pop alles dominierte?
Zugegeben, kometenhafte Aufstiege sind nicht selten. Jeder erfolgreiche Musiker hat irgendwann seinen Durchbruch. Oft rechnet man nicht damit. Aber bei Quiet Riot deutete so gar nichts darauf hin. In den Jahren zuvor hatten sie die Alben Quiet Riot und Quiet Riot II (Sie sehen: Die waren nicht immer so kreativ was Albumnamen angeht) veröffentlicht. Wie unbekannt diese Platten waren, zeigt der Fakt, dass sie nur in Japan veröffentlicht wurden. Einen Plattenvertrag für die USA bekamen die US-Amerikaner nicht. Aus dieser Niederlage resultierte, dass Gitarrist Randy Rhoads und Bassist Rudy Sarzo die Band verließen, um mit Ozzy Osbourne zu spielen. Rhoads starb 1982 bei einem Flugzeugabsturz.
Rudy Sarzo hingegen kehrte zurück (und soll sich dafür von Ozzy Osbourne auf einem Festival mal eine Faust gefangen haben, weil er ihn sitzen ließ). Gemeinsam mit der „alten“ Band veröffentlichte er zunächst ein Cover von Slade, Cum On Feel The Noize, das plötzlich auf Platz fünf der Singlecharts stand. Getoppt wurde das vom besagten Album, das die Spitze der Albumcharts erreichte.
Und danach? Manchmal kann ich Dinge nicht besser schreiben, als es jemand vor mir getan hat. Ich zitiere also den großartigen Musikjournalisten Eduardo Rivadavia, der die Platte für das Portal „Allmusic“ rezensiert hat: „Metal Health ist zweifelsohne das beste Werk der Band, doch dank der Unfähigkeit von Quiet Riot, auch nur annähernd einen anständigen Nachfolger abzuliefern, wurde es schließlich zum One-Hit-Wonder.“
Quiet Riot schafften es nie wieder, an den Erfolg anzuknüpfen. Das Nachfolgealbum landete noch auf Platz 15 der Charts, das darauf Position 31, gefolgt von Platz 119 – und schließlich acht Alben ohne Charteinstieg. Aber einen Erfolg kann ihnen keiner nehmen.
Christian Thome