Vinyl der Woche: Papa Was A Rollin‘ Stone – The Temptations Wenn Papa sich nicht benimmt

Serie · Rollende Steine verfolgen uns durch die Geschichte der Musik. Auch bei den Temptations, die vor 50 Jahren nur von einem Mann getoppt werden konnten.

PAPA WAS A ROLLING STONE von The Temptations

PAPA WAS A ROLLING STONE von The Temptations

Foto: Motown

Dieser rollende Stein, der kein Moos ansetzt. Der Rolling (oder Rollin‘ Stone). Was verfolgt der uns in der Musikgeschichte. Angefangen mit Muddy Waters, der mit seinem Bluessong 1950 den Ausdruck prägte, über eine der erfolgreichsten Bands aller Zeiten (auch, wenn es innerhalb der Stones Uneinigkeiten darüber gibt, ob der Bandname auf Rollin‘ Stone oder Mannish Boy von Muddy Waters zurückgeht) bis hin zum vielleicht einflussreichsten Musikmagazin der Welt, dem Rolling Stone (das im Vergleich zur Weltklasse-Band keinen Hehl daraus macht, dass der Name auf den Waters-Song zurückgeht). Und irgendwo, mittendrin, tauchen The Temptations auf, die sich das Bild des Landstreichers zu Nutze machen, als sie vor 50 Jahren Papa Was A Rollin‘ Stone veröffentlichen. Einen Song über einen Vater, der seine Familie im Stich lässt und nach dessen Tod die Mutter den Kindern von seiner Faulheit und seinen Frauengeschichten berichtet.

Der Song stammt aus der Feder der beiden Songwriter Norman Whitfield und Barrett Strong, also aus der Trickkiste des weltbekannten Motown-Musiklabels. Auch wenn die Version der Temptations oft für das Original gehalten wird, stammt dieses von der Motown-Gruppe The Undisputed Truth. Mit einem sehr langen Unterschied zwischen den Versionen.

Denn: Dauert das Original nur 3:26 Minuten, strecken The Temptations ihre Version auf 6:54 (Single) beziehungsweise 11:47 Minuten (LP). Zu lang, finden Kritiker damals. Aber es passiert das, was wir so oft in der Musikgeschichte erleben: Der Erfolg gibt der Band Recht. Bleiben wir bei der Single-Version, um das zu verdeutlichen. Selbst fast sieben Minuten der Single sind damals extrem lang. So lang, dass sie es fast zur längsten Nummer-Eins-Single der US-Charts im Jahr 1972 geschafft hätte. Konnte ja keiner ahnen, dass Don McLean mit seinen 8:33 Minuten American Pie noch einen drauf setzen würde.

Christian Thome

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