Vinyl der Woche: Thriller – Michael Jackson Die Nummer mit den Müllsäcken

Serie · Einer in den USA, eine in Deutschland: Vor 40 Jahren teilten sich Michael Jackson und Nena die Chartspitzen. Ein ungleiches Duell, wenn man unseren Autor fragt.

 Michael Jackson - Thriller

Michael Jackson - Thriller

Foto: Epic Records

Es war das Jahr 1983, als die USA musikalisch unumstritten besser aufgestellt waren, als Deutschland. Man kann kaum zu einem anderen Schluss kommen, blickt man heute auf die Charts vor 40 Jahren. In Deutschland thronte Nena neun Wochen lang auf Platz eins, wurde zwischenzeitlich von Sydne Rome verdrängt, nur um dann wieder für eine ebenso lange Zeit vorbeizuziehen. Die USA kannten in all diesen Wochen nur ein Nummer-eins-Album: Thriller von Michael Jackson.

Dass ich Thriller als besser ansehe als Nena, dafür kann es zwei Gründe geben. Es mag daran liegen, dass ich seit einem eher minder gelungenen Tanzauftritt zu 99 Luftballons auf einer Kinderkappensitzung (wir trugen damals Müllsäcke, weil diese aussahen wie Luftballons, wenn ich mich richtig erinnere) eher schwierige Momente mit Nena verbinde. Ganz abgesehen von den Momenten 2021, als sie sich bei Querdenkern bedankte. Sie sprach damals von ihrem gesunden Menschenverstand, „der die Informationen und die Panikmache, die von außen auf uns einströmen, in alle Einzelteile zerlegt“. Bin ehrlich, das stößt mir ebenso sauer auf wie die Gedanken an die Müllsack-Nummer auf der Bühne.

Zweiter möglicher Grund: Michael Jackson hat mit Thriller einfach eines der besten Alben aller Zeiten geschaffen. Ich habe es in dieser – mittlerweile kann man das sagen – jahrelangen Kolumnenzeit schon mehrfach gesagt: Über Geschmack lässt sich streiten. Über Zahlen nicht. Das zeigt sich am Thriller-Beispiel perfekt. Googlen Sie mal nach den besten Alben aller Zeiten. Da finden Sie mal Dark Side Of The Moon von Pink Floyd, mal Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band von den Beatles, mal Exile on Main St von den Rolling Stones. Suchen Sie nach dem meistverkauften Album aller Zeiten, gibt es nur die Antwort: Thriller. 66 Millionen Mal wurde die Platte laut Label Epic Records verkauft. Außerdem: Nie hat ein Album mehr Grammys gewonnen (acht) als Jackson 1984.

Und musikalisch? Klar sind oben genannte Alben perfekter. Michael Jackson lebte für mich von seinem Typ her. Er war eine Ikone, nicht umsonst der King of Pop. Leider aus Jacksons Sicht – er würde es mir sicher verzeihen – ist Rock für mich immer besser als Pop.

Und Michael Jackson immer besser als Nena.

Christian Thome

Meistgelesen
Neueste Artikel
Blöde Technik
Vinyl der Woche: Seasons in the Sun – Terry Jacks Blöde Technik
Zum Thema
Einmalige Sache
Vinyl der Woche Come Back And Stay – Paul Young Einmalige Sache
Aus dem Ressort
Im Hintergrund
Vinyl der Woche: You Ain’t Seen Nothing Yet – Bachman-Turner Overdrive Im Hintergrund